Meine Reaktion auf den unsolidarischen Umgang mit Wheelchair Rapunzel

Durch die Kolumne von Charlotte Zach, bei „die Neue Norm“ mit dem Titel „Das Behinderten-Aktivist*innen Paradoxon“ habe ich mitbekommen, dass die Behindertenrechts-Aktivistin „Wheelchair Rapunzel“ wegen des Umgangs mit einem Medikament scharf kritisiert wird. Ihr wird vorgeworfen, dass dadurch, dass sie öffentlich über ihre Einnahme von Medikamenten spricht, die gegen die Symptome ihrer Beeinträchtigung wirken, der Community der Behinderten Menschen schaden soll.

Meine erste Reaktion war, spinnen die Kritker*innen denn komplett? Aber dann merkte ich, dass die Angst, dass solch ein persönlicher Umgang mit Beeinträchtigung, Narrative wie „Beeinträchtigungen sind immer mit Leid verbunden“ dadurch verstärkt werden könnte, die Kritiker*innen umtreibt.

Und ja, dass könnte passieren! Aber die Schuld bei den Menschen mit Beeinträchtigung zu suchen geht meiner Ansicht gar nicht. Dass sich Wheelchair Rapunzel veranlasst sieht, darauf zu verweisen, dass „…sie stets eine stolze selbstbewusste Haltung für Menschen mit Behinderung, ihren Wert und ihr Können vermittelt habe“ erschreckt mich.

Ich, Daniel Horneber, bekenne hiermit: würde es ein Medikament geben, was meine, durch Spina bifida ausgelöste, Darmlähmung aufheben würde, würde ich dieses einnehmen. Macht mich das jetzt zum Verräter?

Ich bin davon überzeugt, dass der teilweise von Aktivist*innen der Behindertenbewegung geäußerte Stolz auf ihre eigene Beeinträchtigung eine Verformung durch die kapitalistische Gesellschaft ist, in der Menschen mit Beeinträchtigungen behindert werden, und so zu behinderten Menschen gemacht werden und deshalb beweisen müssen, dass sie trotzdem ein nützlicher Teil der Gesellschaft sind.

Das führt dann zum Beispiel bei der Stellensuche dazu, zu betonen, dass man sehr motiviert sei. Dies führt wiederum zu Narrativen wie z.B. behinderte Menschen seien motivierter als Nichtbehinderte, oder wir Menschen mit Beeinträchtigungen seien

eine Bereicherung für Unternehmen selbst dann, wenn wir nicht motivierter, oder keine Quelle der Bereicherung für den* die* Kapitalist*in sind. Es ist auch unerheblich, dass der*die Unternehmer*in vielleicht sogar real einen Teil seines/ihres Profits, denn eine Person ohne Beeinträchtigung erwirtschaften würde, nicht bekommt weil, er/sie wenn sie eine Person mit Beeinträchtigung einstellt, Kosten für die Anpassung des Arbeitsplatzes hat. Denn wir haben das Recht auf gleiche Chance auf Arbeit wie Menschen ohne Beeinträchtigung.

Hören wir also bitte auf uns in einen individualisierten Konkurrenzkampf mit nichtbeeinträchtigten Menschen zu begeben sondern fordern wir gesellschaftliche Veränderungen ein, die Teilhabe für ALLE ermöglichen!

Und dann hören wir bitte auf Beeinträchtigungen zu glorifizieren. Denn selbst wenn sie uns nicht beeinträchtigen sind sie keine Superkraft sondern eine normale Variante des Menschlichen Lebens.

Und seien wir so solidarisch dass wir jedem Menschen mit Beeinträchtigung zugestehen , die Symptome seiner Beeinträchtigung Scheiße zu finden und diese soweit es irgendwie geht, zu reduzieren oder zu eliminieren. Ohne dass dieser Person Ableismus vorgeworfen wird.

Wheelchair Rapunzel

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