„Mein Bruder und ich und das ganze Universum“ eine Rezension

Katya Balens hat mit “Mein Bruder und ich und das ganze Universum“ ein Buch über einen fünfjährigen autistischen Jungen mit dem Namen Max und seine Familie geschrieben. Dieses ist  übersetzt  von Annette von der Weppen auf Deutsch im Carlsen Verlag erschienen. Die Geschichte wird aus der Perspektive des großen Bruders Frank erzählt. Katya Balens hat ein Buch geschrieben mit dem sie die Lebensrealität eines sogenannten Schattenkindes (meint Kinder, welche sich durch ihre beeinträchtigten Geschwister oft zurückgesetzt, als im Schatten stehend, erleben) in den Fokus rückt. Diese Lebensrealität ist keine inklusive und auch die Perspektive von Frank auf Max ist keine inklusive. Was in Sätzen wie diesem zum Ausdruck kommt:

Der Laden ist groß zu groß für Max. Ich sehe niemanden, den ich kenne, und darüber bin ich froh, wenn auch nicht auf die Art, bei der man lächelt.“

Oder auch dann, wenn Frank Spielzeug von Max als Spezialspielzeug bezeichnet und sich so zur Norm macht.

Es gibt immer wieder kurze Momente der Selbsterkenntnis, dass die defizitären Gedanken über Max falsch sind. Frank kommt aus dieser Schleife aber nicht wirklich raus.

Gegen Angriffe von außen, wie dumme Sprüche, verteidigt Frank den Bruder aber konsequent. Auch Franks Freunde verteidigen Max gegen Mobbing.

Frank hat das Gefühl, dass Max schuld ist, dass seine Mama nur noch daheim ist, um sich um Max zu kümmern. Dafür hat sie ihr früheres Leben aufgegeben. Außerdem kommt der Vater immer später von der Arbeit. Frank fühlt sich verantwortlich für seine Eltern.

An einer längeren Stelle vermittelt das Buch den Eindruck, dass Frank es geniest als er sich den Arm bricht. Denn dadurch hatte seine Mutter für einige Stunden für sich.

Im Laufe des Buches entwickelt Frank immer größere Scham über seine negativen Gefühle gegenüber Max

Als die Mutter von Frank und Max schwer erkrankt und schließlich stirbt, scheint alles zu eskalieren. Auch dafür gibt Frank zunächst Max die Schuld…

Beim Lesen des Buches Mein Bruder und ich und das ganze Universum  war ich mir lange unschlüssig, wie ich es finden soll. Weil ich mir nicht sicher war, ob Schattenkinder gerade durch die Lektüre eine Rechtfertigung für ihre negativen Gefühle bekommen. Letzten Endes denke ich aber, dass das Buch für 11 bis 12 – jährige Kinder, auch für sogenannte Schattenkinder empfohlen werden kann. Denn die Möglichkeit, dass sie sich durch die Perspektive von Frank verstanden fühlen könnten, schätze ich doch relativ hoch ein und die Lektüre könnte ihnen helfen, verstehen zu lernen, dass nicht ihre Geschwister, ebenso wenig wie ihre Eltern, schuld sind an der Situation der Familie, sondern die Umstände.

Arbeit Inklusion statt Integration Sexualassistenz

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