Agiler Kapitalismus das Leben als Projekt eine Rezension

Timo Daum hat mit dem Buch „Agiler Kapitalismus – das Leben als Projekt“, erschienen 2020 bei Nautilus ein Buch über die „agilen“ Methoden des neoliberalen Kapitalismus geschrieben. Baum weist nach wie diese Methoden die Arbeitswelt „revolutioniert“ haben. Denn in Unternehmen wurden Hierarchien abgebaut und Eigeninitiative gefördert, Prozesse wurden transparenter. Auch im Privaten wird evaluiert, bewertet und darüber hinaus das Selbst immer wieder optimiert und neu erfunden ganz im Sinne des neoliberalen Kapitalismus. Salonfähig wurden die agilen Methoden vor 20 Jahren als 17 Programmierer und Softwareexperten das Gründungsdokument der agilen Bewegung das »Agile Manifest« verfassten, es veränderte die Arbeitsweisen und Selbstverständnis einer ganzen Branche, seine Prinzipien wurden insbesondere bei Start-ups populär diese sollten hipp sein und in ihren Hierarchien flacher als es bis dahin in Unternehmen üblich war. Seit diesem Zeitpunkt, wird in allen Bereichen unseres Lebens Agilität gefordert und gefeiert. Die agilen Prinzipien erscheinen als ,,humanere“ Arbeitskultur da sie durch Teamarbeit, Eigenverantwortung und flachere Hierarchien die Demokratisierung der Arbeit versprechen. Es wird sich geduzt. Die Besitzverhältnisse an Produktionsmittel änderten sich dadurch aber nicht. Die Kontrolle verschiebt sich von den Vorgesetzten in die autonom und agil agierenden Teams. In Großunternehmen werden in der schönen neuen Projekt-Welt aus Arbeitern und Angestellten in festen Abteilungen und steilen Hierarchien Teamer mit wechselnden Rollen und Aufgaben. Selbst die Bundeswehr stellt auf agile Einheiten um, welche weltweit einsetzbar sind, um Krieg zu führen. Timo Daum geht auch auf positive und kritische Stimmen aus den Gewerkschaften ein. Auch die Diskussionen rund ums Homeoffice lässt sich gut in das Paradigma der agilen Arbeitsverhältnisse einbetten. Daum geht dabei vor allem auf die Entgrenzung der Arbeitszeit durch Homeoffice ein. Das Konzept der Agilität verkündet für das Privatleben die Parole: „Sei agil, beweglich, flexibel! Bleib nicht stehen, investiere in dich selbst, erfinde dich neu! Von uns wird verlangt Rechenschaft abzulegen im Projekt des Lebens. Wir zählen unsere Schritte, überwachen unseren Schlaf und berechnen unseren Gesundheits-Score“. Meiner Ansicht nach geht es hierbei um ein äußerst problematisches Paradigma. In diesem Zusammenhang der „Selbstoptimierung“ ist vor allem auf die weit verbreitete Forderung nach Stärkung er Resilienz, zu verweisen denn damit wird das Prinzip des „agilen Kapitalismus“, die Selbstverantwortung in der Sozialarbeit angekommen. Das heißt, Selbstoptimierung der Klient*innen ist dort immer öfter das Ziel, anstatt die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen als Ursache für individuelles Leiden zu sehen und diese deshalb zu verändern. Somit ist Resilienz die neoliberale Version von “Hart wie Kruppstahl“ Was übrigbleibt ist das Gefühl, das kein Zwang ausgeübt wird sich anzupassen, sondern es ist der „eigene“ auf die Verhältnisse zugerichtete Wunsch sich anzupassen. Das Buch zeigt, ohne das darauf eingegangen wird, dass auch die agilen Methoden des „hippen Start-Up Kapitalismus“ und die Selbstoptimierung im privaten Bereich nicht zu einer inklusiveren Gesellschaft führen wird. Ich empfehle das Buch Agiler Kapitalismus sehr gerne weiter.

Arbeit Inklusion statt Integration Sexualassistenz

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