Frankenstein in Bagdad von Ahmad Saadawi eine Rezension

Frankenstein in Bagdad:

Ahmad Saadawi, irakischer Drehbuchautor, Schriftsteller, Dichter und Dokumentarfilmer, arbeitet und lebt in Bagdad. Seit 2010 ist er Mitglied von „Beirut39“, einem Kreis von Schriftteller*innen, welcher stets nur 39 Mitglieder hat. 2014 gewann er mit dem Buch „Frankenstein in Bagdad“ den Internationalen Preis für arabische Belletristik. Erschienen ist der Roman 2013 in der arabischen Originalfassung und seit 2019 liegt er in deutscher Übersetzung beim Verlag Assoziation vor.

Mit „Frankenstein in Bagdad“ ist Ahmad Saadawi ein hervorragendes Porträt der irakischen Gesellschaft, zwei Jahre nach der US-amerikanischen Intervention und dem Sturz und der Ermordung Saddam Husseins, gelungen. Die Situation ab 2003 ist geprägt durch Besatzung und durch religiös motivierten, sektiererischen Terror der sich durch Bombenanschläge bemerkbar macht.

Im Mittelpunkt des Buches steht Hadi al-Attag, ein Trödler und Geschichtenerzähler. Er sammelt Leichenteile von Menschen, die den Bombenanschlägen, welche zu dieser Zeit den Irak erschüttern, zum Opfer gefallen waren. Hadi näht die Leichenteile zu einem Kadaver zusammen. Als Hadi´s Kreatur zum Leben erwacht und verschwindet, muss er erkennen, dass er ein Monster geschaffen hat.

Saadawi erzählt mit seiner Version des Frankenstein Mythos von einer Gesellschaft, in der die Gewalt der einen Seite immer die Gewalt der Gegenseite hervorbringt und so die Grenzen zwischen schuldig und unschuldig verschwimmen. In der von Hadi geschaffenen Kreatur ist die irakische Bevölkerung auf paradoxe Weise vereint. Durch diesen klugen Kniff schafft der Autor eine Metapher auf eine inklusive und selbstbestimmte irakische Gesellschaft durch die der Irak einer friedlichen Zukunft entgegengeht. Dafür muss aber das religiöse Sektierertum und die Besatzung durch USA, Deutschland usw. überwunden werden.

Der Roman Frankenstein in Bagdad ist in 19 Kapitel gegliedert. Die Handlung wird auch und gerade über die Nebenfiguren, die alle irgendwie ein Teil der Bagdader Stadtgesellschaft sind, vorangetrieben.

Ich kann dieses wunderbare Buch, besonders wegen seines zarten Humors, aber vor allem seinem scharfen Sinn für Beobachtung aus vollstem Herzen empfehlen!

 

Arbeit Inklusion statt Integration Sexualassistenz

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