Wie schreibe ich divers? Wie spreche ich gendergerecht eine Rezension

Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla haben  „Wie schreibe ich divers? Wie spreche ich gendergerecht?“ im Verlag w_orten & meer herausgebracht. Warum stelle ich dieses Buch hier vor? Ich denke, dass gendergerecht sprechen ein wichtiger Baustein ist um eine inklusive Gesellschaft zu erreichen. Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla stellen die Frage, wie Texte, Formulare, Nachrichten und Gespräche so formuliert werden, können, dass sich auch Personen angesprochen fühlen, die sich nicht als Frauen und Männer verstehen?
Das Buch versucht mit zahlreichen Beispielen, ein Leitfaden für gendergerechte Sprache zu sein. Der Anspruch von Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla ist dabei, dass in Zukunft so geschrieben und gesprochen wird, dass alle Menschen so angesprochen werden, wie sie es sich wünschen und alle Menschen so benannt werden wie sie sich verstehen. Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla stellen dar das es mehr als Männer und Frauen, gibt Gender ist keine körperliche Tatsache. Gender ist nicht unveränderbar und konstant für ein ganzes Leben. Gender ist nicht biologisch, sondern anerzogen (und/oder gewählt). Geschlechtsverändernde Operationen an Kindern sind Gewalt. Die Zuweisung von Geschlecht bei der Geburt, ist eine Form von Zwang.
Dann stellen Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla kurz die Rechtliche Situation in Deutschland dar, welche ihre Gültigkeit hat, seit es die dritte Option gibt. Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla zeigen drei Strategien des gendergerechten Formulierens auf.
            1. Genderinklusiv sprechen und schreiben
            2. Genderfrei sprechen und schreiben
            3. Genderismus zu benennen: Genderismus ist Gewalt in Bezug auf alle Gender und somit eine Erweiterung von Sexismus.
Es folgen Übersichtstabellen mit genderinklusiven und genderfreien Formen und Beispielen für Substantive mit Artikeln zu Adjektiven und zu Personalpronommen. Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla nutzen für die Beispiele *_ und : In dieser Form finde ich diese Listen an dieser Stelle eher irritierend als hilfreich weil die drei Strategien noch gar nicht im Einzelen erklärt wurden das passiert erst im Kapitel danach dort gehen Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla dann genauer auf die drei Strategien ein.
Die erste Strategie ist genderinklusiv zu sprechen oder zuschreiben die häufigste Form von genderinklusiver Schreib und Sprechweise ist, dass durch Sonderzeichen andere Gender als männlich weiblich sichtbar gemacht werden. Zur Anwendung kommen: * _ und : . Es wird für mich als Leser kein Unterschied in der symbolische Aussage  zwischen den verschiedenen Genderzeichen deutlich. Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla schlagen mehrere Formen des Umgangs mit den Sonderzeichen beim Gendern vor. Das Sonderzeichen kann nach dem Wortstamm gesetzt werden oder nach dem generischen Maskulinum. Also z.B. Aktiv*istin oder Aktivist*in die konsequentere Form ist die meiner Meinung nach das Genderzeichen nach dem Wortstamm zu setzen. Bei der anderen Form bleibt das generische Maskulinum irgendwie dominant. Das ist die erste Erkenntnis für mich, welche mir das Buch neu verdeutlichte. Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla bieten auch noch andere Sonderzeichen als Genderzeichen an z.B.  ; . ! leider wird auch hier nicht auf  symbolische Unterschiede hingewiesen . Im Anschluss widmen sich Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla genderinklusiven Pronomen z.B di*er si*er. Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla distanzieren sich von alten Sprachveränderungen wie Binnen I und Partizipformen. Anschließend weisen sie auf das Gender inklusive erweitern der Begriffe Frau und Mann hin, durch setzen eines Sonderzeichens z.B Frau* Mann*.
Als 2. Strategie geht es Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla um das genderfreie Schreiben und Sprechen. Dabei geht es darum, Gender durch, Person, Mensch oder Individuum zu ersetzen und diese Begriffe jeweils mit einem Adjektiv zu ergänzen,  z.B. „eine aktivistische Person“ statt eine „Aktiv*istin“ zu schreiben. Als ganz neue genderfreie Sprechweise, um nicht immer weitere Identitäten schaffen zu müssen, schlagen Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla eine, ihrer Meinung nach, vollständig genderfreie Form vor, indem sie den Mittelteil von Mensch also ens einführen. Ihrer Meinung nach ließe sich ens problemlos an Substative oder Adjektive als Endung anhängen, bzw. als Pronomen nutzen. Z.B. ens ist einens gutens Köchens, statt si*er ist ein*e gute Köch*in. Eine ausführliche Tabelle, in der  Beispiele von Worten mit  ens Endung  aufgeführt sind folgt .
Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla weisen aber auch daraufhin, dass es durchaus Situationen gibt, wo es sinnvoll ist, sich explizit auf Gender zu beziehen. Wenn es um Personengruppen, wie z.B. behinderte Menschen, geht. Denn diesem Personenkreis wird häufig Gender abgesprochen.
Grundsätzlich vertreten Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla die Meinung, dass es eine individuelle Entscheidung aller Menschen sein sollte, ob sie in Bezug zu einem Gender gesetzt werden wollen oder es vorziehen genderfrei angesprochen zu werden.
Als 3. Strategie schlagen Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla eine Sprach – und Schreibweise vor, die Genderismus benennt. Das bedeutet strukturelle Diskriminierung aufgrund von Gender zu benennen. Dazu gehören trans* inter* und genderfreie Personen. Was mir an dieser Stelle fehlt ist ein kurzer Hinweis, warum es diesen Begriff braucht und nicht stattdessen alle Gender, die dieser Begriff einschließt unter Sexismus gefasst werden können.
Im darauf folgenden Kapitel wird im Buch auf Aspekte der Barrierefreiheit beim gendergerechten Schreiben und Sprechen eingegangen und zwar im Bezug auf blinde Menschen und in diesem Zusammenhang auf Screenreader und in Bezug auf leichte Sprache. Bei den Screenreadern gibt es in Bezug auf genderinklusive Schreibweise durch Sonderzeichen beim Gendern Herausforderungen technischer Art, weil nicht jedes Gerät immer alle Sonderzeichen als kleine Pause liest, sondern die Gender Sonderzeichen mit vorgelesen werden. Also Z.B. Aktiv Stern istin. Auch der in letzter Zeit vermehrt und als besonders barrierefrei gepriesene : bietet da keine Ausnahme.  Bei Verwendung der Punktschrift (Brailleschrift) ist das Sternchen laut Buch die einzig sinnvolle Lösung. Bei Leichter Sprache betonen Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla, dass Recht von Menschen die auf Leichte Sprache angewiesen sind, genderinklusiv schreiben und sprechen zu dürfen. Bei genderfreien Schreibweisen gibt es keine technischen Herausforderungen. Dieser klaren Position von Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla schliese ich mich gerne an.
An dieser Stelle habe ich ebenfalls eine Erklärung darüber vermisst, ob es Bedeutungsunterschiede gibt, wenn ich z.B. den Genderstern, den Doppelpunkt oder den Unterstrich nutze oder ob es sich um eine individuelle ästhetische Entscheidung handelt. Im Kontext von Barrierfreiheit halte ich das für wesentlich. Denn, was durch das Kapitel Barrierefreiheit ja deutlich wird, ist das Screenreader technisch noch nicht in der Lage sind, immer alle Formen des Genderns zu erkennen. Wenn jedes Sonderzeichen eine andere symbolische Wirkung besitzt dann müssen die Programmierer*innen  von Screenreadern in Zukunft verpflichtet werden, so zu programmieren, dass auch alle Sonderzeichen gleich als kleine Sprachpause vorgelesen werden.
Denn Inklusion kann nicht heißen, dass sich eine marginalisierte Gruppe einer anderen marginalisierten Gruppe anpassen muss. Die Forderung mancher behinderter Menschen an LGBTIAQ Personen sie sollten sich erst einmal auf eine Art zu gendern einigen, weil sie sonst diskriminierend gegenüber blinden Menschen handeln würden, halte ich für genderistisch. Gendergerecht zu sprechen schadet nie nicht gendergerecht zu sprechene produziert Ausschlüsse
Ein Lesetipp das gendergerecht schreiben  und Barrierefreiheit zusammenpasst : https://heikos.blog/2020/11/08/diskriminiert-das-gender-sternchen-blinde-menschen/
Im 3. Abschnitt des Buches in diesem Abschnitt werden alltägliche Kommunikationssituationen anhand von Beispielen gendergerecht umgestaltet. Eingestiegen wird mit „wie schreibe ich Personen am besten an, wenn mir ihr Gender unbekannt ist oder nicht aufgerufen werden soll. Ihr Vorschlag: am besten mit Vor- und Nachnamen. also z.B.
Hallo Vorname/Nachname
oder Lieb* Vorname/Nachname
oder Sehr geehrt* Vorname/Nachname
oder Liebens
Sehr aufschlussreich sind auch die Hinweise zur gendergerechten Umformulierung von Verwandtschaftsverhältnissen.
Das Buch gibt dazu genderfreie und genderinklusive Beispiele an. In einem weiteren Kapitel, geht das Buch auf Textformate wie, z.B. Zeitungen, ein. Mein Fazit, dieses Buch ist nicht nur sehr lesenswert, sondern es bietet, beispielsweise für den Unterricht, Hilfestellungen an, genterinklusive Schreibformen zu erlernen und anzuwenden.

 

gendergerecht

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