Man schenkt keinen Hund eine Buchrezension

Man schenkt keinen Hund“ – Hrsg. v. Christine Lemke in Zusammenarbeit mit Achim Lengerer, Archive Books, Berlin 2020, 168 Seiten, 15.- Euro Das Leitmotiv der deutschen Einwanderungspolitik ist »Integration«. Das Paradigma dieser Politik ist Unterordnung. Instrumente dieser Politik sind die sogenannten „Integrationskurse“, die 2005 eingeführt wurden. Sie sind kein Angebot an Migrat*innen sondern je nach „Integrationsbedürftigkeit“ hängen amtliche Zahlungen oder Sanktionen vom Besuch eines „Integrationskurses“ davon ab. Diese Kurse, sie bestehen aus einem 600 Stunden Sprachkurs und 100 Stunden Orientierungskurs.

Die Lehrmaterialien dieser Kurse erheben den Anspruch, neben der Sprache, auch soziale Verhaltensregeln und Umgangsformen in alltäglichen Situationen zu vermitteln. Aus einer Übungsaufgabe für das Pronomen „man“ wird so eine Lektion in „Wertevermittlung“

Der Satz mit dem das Pronomen „man“ erklärt wird lautet z.B. »Man schenkt keinen Hund«, und soll vermitteln, welche Geschenke wann angemessen sind. Der Sammelband „Man schenkt keinen Hund“, ist aus einer Reihe von Ausstellungen entstanden, die sich kritisch mit den Inhalten der Lehrmaterialien in diesen „Integrationskurse“ auseinandersetzten.

Die Formate, welche das Buch anbietet, gehen dabei von Interviews in denen Teilnehmer*innen ihre Erlebnisse aus den Integrationskursen schildern, über kritische Auseinandersetzungen zu Inhalten einzelner Lektionen der Integrationskurse, bis hin zu Erzählungen von Erlebnissen des Alltags zum Thema Integration und dem Überheblichkeitsgefühl der Dominanzgesellschaft. Bilder sind ebenfalls ein Ausdrucksmittel, auf die die Autor*innen zurückgreifen. Dieses Buch macht deutlich, dass das Integrationsparadigma ein Paradigma der Unterordnung ist. Durch das Integrationsparadigma wird die Dualität zwischen der Dominanzgesellschaft und „den Anderen“ aufrechterhalten. Deutlich wird dies auch an Beispielen, wie sich Schwarze Menschen, die in Deutschland geboren wurden, dauernd fragen lassen müssen, wo sie herkommen und häufig die knappe Antwort z.B. aus Berlin“ nur selten geglaubt wird. Ein weiteres Beispiel ist auch, welche Rollen nicht weiße Menschen in Filmen spielen und welche nicht.

Am Beispiel dessen, was bei den Integrationstests abgefragt wird, vor allem aber, was nicht abgefragt wird, wird verdeutlicht, was aus Sicht der Dominazgesellschaft zur Deutschen Identität gehört. Deutlich wird, dass deutsch sein, als weiß sein konstruiert wird. Die Lektüre des Buches bestätigte mir, dass Integration bedeutet, sich an die Dominanzgesellschaft nicht nur anzupassen. Deshalb: schaffen wir endlich eine Gesellschaft die Teilhabe auf Augenhöhe ermöglicht schaffen wir endlich eine inklusive Gesellschaft.

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Man schenkt keinen Hund

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