Behinderung und Ableismus von Andrea Schöne eine Rezension

Mit dem Buch Behinderung und Ableismus, das im Oktober 2022 bei Unrast erschienen ist, hat Andrea Schöne eine kompakte Einführung zu Ableismus vorgelegt. Das Vorwort des Buches geht mit einem Zitat los,  in dem sich die US-Künstlerin Lizzo für eine ableistische Passage in einem Song entschuldigt und eine neue Version des Songs vorstellt. Andreas Schöne lobt dieses vorbildliche Verhalten, um mit Kritik umzugehen. In der Fußnote erwähnt Andrea Schöne, dass Beyonce auch so vorbildlich reagiert hat, als sie für eine ableistische Zeile in einem Song kritisiert wurde. Was ich sehr gut finde ist dass Andrea Schöne hier gleich einen intersektionalen Verweis anführt und darauf hinweist das BIPOC Künstler*innen sehr viel öfter auf Fehlverhalten in ihren Texten angesprochen und dafür kritisiert werden, als weiße Künstler*innen. Andrea Schöne benennt den Rassismus der wiederum dahinter steht und weist auch darauf hin dass BIPOC Künstler*innen sehr viel williger sind, ihre Texte zu ändern, wenn sie auf z.B. ableistische Sprache hingewiesen werden. Desweiteren beschreibt Andrea Schöne unter anderem aus eigener Erfahrung im Berufsleben als freie Journalistin, Anti-Ableismus-Trainerin, Speakerin und Moderatorin wie wenig sensibel aber auch desinteressiert deutsche Medienhäuser sind diskriminierende Strukturen in ihrem Betrieb und der eigenen Berichterstattung wahrzunehmen und zu verändern. Andrea Schöne erlebt es auch immer wieder das ihre Artikel z.B. zu behinderten Menschen mit diskriminierenden Haltungen oder Wörtern  ergänzt werden oder wie sie als ständige Auskunftsquelle für Kolleg*innen über Berichterstattung über behinderte Menschen herhalten muss. 

Im 1. Teil des Buches: Wissenschaftliche Hintergründe und Geschichte hinter Ableismus: schreibt Andrea Schöne unter der Zwischenüberschrift Able Was? – Unterschied zwischen Ableismus und Behindertenfeindlichkeit: Unter anderem darüber wie der Begriff Ableismus nach Deutschland kam entstanden ist der Begriff in den USA eine Allgemeine Definition was Ableismus ist gibt es nicht (kann es aus meiner Sicht bei de verschiedenen Formen von Beeinträchtigungen auch gar nicht geben) Ableismus leidet sich von dem englischen Wort able also zu deutsch fähig ab. Andrea Schöne weist darauf hin, dass Ableismus mehr bedeutet als Behindertenfeindlichkeit, den Ableismus ist strukturell was laut Andrea Schöne auf Behindertenfeindlichkeit nicht zutrifft Andrea Schöne gibt eine Definition von Ableismus, die ich voll unterschreibe auch wenn ich Ableismus und Behindertenfeindlichkeit aus grundsätzlicher Erwägung für falsche Begriffe für das zu Beschreibende Phänomen halte. 

Exkurs

 Wenn wir uns die Definition in der UN Behindertenrechtskonvention anschauen was Menschen mit Behinderungen wie es dort heißt  sind dann heißt es in Artikel 1 Satz 2 der Konvention:

“Dazu gehören „Menschen die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.“

Das heißt für mich Menschen mit Beeinträchtigungen werden durch Diskriminierung zu behinderten Menschen gemacht heißt es geht um die 

Diskriminierung von Menschen mit Beeinträchtigungen und im englischen z.B. impairism mir ist bewusst dass die deutsche Version Beeinträchtigungsismus echt nicht gut klingt aber muss sie dass.

Andrea Schöne beschreibt dann, dass Behinderung schon immer interpretiert und beschrieben wurde und behindert von nicht-behindert was als Norm gilt, abgegrenzt wurde. Sie schreibt weiter, dass sich ableistische Strukturen so in der Kultur verankert haben, dass sie auch behinderten Menschen oft nicht auffallen, z.B. Treppen,  die sie treffend als Machtsymbol beschreiben, was sich historisch durch alle Weltkulturen zieht. Als weitere Beispiele nennt sie  nicht sichtbare Behinderungen Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen müssen oft erst mal beweisen, dass sie eine Beeinträchtigung haben.  und dann geht sie noch auf Audismus als spezifische Variante des Ableismus ein Audismus ist aus meiner Sicht ein schwieriges Beispiel weil sich ein großer Teil  der tauben Mensch nicht zur Gruppe der behinderten Menschen zählt sondern sich als Sprachliche Minderheit versteht (wofür es aus meiner Sicht gute Gründe gibt) aber dann ist Audismus keine Unterform des Ableismus. Was aber hier erwähnt werden muss ist der riese Skandal, auf den Andrea Schöne auch eingeht, dass Deutschland taube Kinder weiterhin in Sonderschulen steckt und die Lehrer dort oft keine Gebärdensprache sprechen können und somit taube Kinder zum Lippenlesen gezwungen werden unter der nächsten Zwischenüberschrift Nicht normal? – Ableismus macht behinderte Menschen zu den “Anderen” Schreibt Andreas Schöne zu Forschungen über das “Andere” und über Norm und Somit über Machtverhältnisse und über Repräsentation,  was sie auch an Beispielen  deutlich aufzeigt, sie macht aber auch deutlich, dass diese Setzungen aber nicht naturgegeben sind, sondern gesellschaftlich konstruiert werden. Unter der nächsten  Zwischenüberschrift Historische Hintergründe über Behinderung folgt ein kompakter Abriss von was gilt als Behinderung und Beeinträchtigung und dem Umgang damit durch die Jahrhunderte. Unter der Zwischenüberschrift  Macht Kultur Hinter Sprache  schreibt sie aufschlussreich über Macht der Sprache einen Hinweis den sie dabei macht möchte ich herausgreifen wenn ein behindertes Kind und ein nicht-behindertes Kind miteinander spielen ist das kein inklusives Spiel  sondern Freundschaft generell widmet sie dem Begriff Inklusion seiner Bedeutung und Umdeutung zu machtpolitischen Zwecken einig Sehr kluge Zeilen, auch die Auseinandersetzungen um Selbstbezeichnungen innerhalb der Community bekommen ihren berechtigten Platz  auch mit einem Blick auf interkulturelle Unterschiede und auch auf die Unterdrückung der Gebärdensprache wird noch mal eingegangen. es folgt eine weitere Zwischenüberschrift Sichtweisen auf Behinderung seitens der Gesellschaft hier geht Andrea Schöne auf die drei bekanntesten Modelle von Behinderung ein das Medizinische Modell  das Soziale Modell und das kulturelle in diesem Kapitel fällt auch das erste mal im Buch das Wort Beeinträchtigung und es wird erklärt welcher Zusammenhang zwischen Beeinträchtigung und Behinderung besteht, dass das eine die Voraussetzung für das andere ist.

Im Zweiten Teil Des Buches Phänomene, Stereotype Sichtweisen von Alltagsableismus. Unter der Zwischenüberschrift Mikroaggressionen und Sphären von Ableismus: Schreibt Andrea Schöne darüber dass behinderte Erwachsene Menschen von fremden Menschen oft ungefragt gedutzt werden. Andrea Schöne berichtet darüber das oft über Zug Lautsprecher  gesagt wird das sich  ergibt weil noch ein Rollstuhl oder im besseren Fall ein*e Rollstuhlfahrer*in eingeladen werden muss. Die Bahn und die nicht vorhandene Barrierefreiheit sind generell ein ableistisches Ärgernis im Alltag. Andrea Schöne schreibt über das Phänomen der Mikroaggression. Unter der Zwischenüberschrift Stigmatisierung oder der Elefant im Raum schreibt sie über das Stigma das darüber liegt ein behinderter Mensch zu sein. Unter der Zwischenüberschrift Distanzlosigkeit schreibt Andrea Schöne vor der Gefahr gerade als behinderte Frau* Gewalt zu erfahren aber sie schreibt auch über die Erfahrung sehr distanzlose Fragen zu unangebrachten Gelegenheiten gestellt zu bekommen sie schreibt aber auch über den sehr unangenehmen Drang von nicht-behinderten Menschen behinderte Menschen bei Alltagssituationen zu beobachten, darauf folgend schreibt Andrea Schöne über die Freakshows des 19. und 20. Jahrhunderts.Unter der Zwischenüberschrift Inspiration Porn schreibt sie genau über dieses Phänomen also das behinderte Menschen für die nicht-behinderte Dominanzgesellschaft immer zur Inspiration herhalten dadurch dass sie einfach nur ihren Alltag leben sehr gut dargestellt finde ich auch die Kritik, die es an diesem Wort gibt und die daher rührt, dass zurecht, wie ich finde gesagt wird, dass damit Porno generell negativ besetzt wird. Dasselbe gilt aus meiner Sicht auch für dass unter der der nächsten Zwischenüberschrift stehende Thema Pity Porn was soviel heißt Mitleidsporno in diesem Abschnitt wird klar das sowohl  als  Inspiration empfunden zu werden, als auch das Mitleid aus einem Gefühl der Überlegenheit kommt. Unter der Zwischenüberschrift Reduktion auf Dinge die ein Mensch nicht kann beschreibt Andrea Schöne das behinderte Menschen oft auf das was sie nicht können oder sogar ihre Hilfsmittel reduziert werden. Es folgt ein Abschnitt unter der Zwischenüberschrift Aggressive Ablehnung und Entmenschlichung  darunter schreibt Andrea Schöne über Aktive Ausgrenzung oder Gewalt gegen behinderte Menschen und ordnet dies in die deutsche Geschichte ein. Andrea Schöne  schreibt als Beispiele über den Umgang mit behinderten Menschen in der Covid 19 Pandemie oder die Morde an behinderten Menschen in Potsdam 2021 oder die Gewalt in anderen Behinderteneinrichtungen. Unter  der Zwischenüberschrift Abschottung von der Außenwelt schreibt Andrea Schöne darüber was die Abschottung  von behinderten  in Sonderwelten mit Gewalt zu tun hat sie geht vor allem auf Schule ein sie vernachlässigt aus meiner Sicht  in dieser Stelle Werkstätten was ich schade finde und was ich auch nicht nachvollziehen kann warum sie den Euphemismus Förderschule nutzt anstatt klar von Sonderschulen zu sprechen. Es folgt eine Zwischenüberschrift Ignoranz der Lebenswelt und Erfahrungen behinderter Menschen Andrea Schöne beschreibt dass behinderte z.B. auf einer Veranstaltung mehr tun müssen um ernst genommen zu werde oder andere Leute kennen zu lernen.Was Andrea Schöne auch beschreibt sind Situationen wo behinderten Menschen ihre Erfahrungen mit Diskriminierung abgesprochen werden oder z.B.  behinderten Menschen die keine Arbeit am ersten Arbeitsmarkt bekommen gesagt wird sie sollen doch einfach in die Behindertenwerkstatt gehen unter der Zwischenüberschrift Überbetonung und Bewunderung beschreibt Andrea Schöne wie behinderte Menschen als Token für Werbung missbraucht werden

Der Dritte Teil des Buches Lautet Auswirkungen von Ableismus im Alltag:Unter der Zwischenüberschrift Internalisierter Ableismus und gesellschaftliche Erwartungen an behinderte Menschen schreibt Andrea Schöne auch behinderte Menschen haben ableistische Denkweisen verinnerlicht über Menschen mit anderen Beeinträchtigungen manchmal auch über sich selbst, weil Ableismus so systematisch in unser Leben eingeschrieben ist erkennen wir als behinderte Menschen gar nicht das diese Strukturen diskriminierend sind Andrea Schöne führ auch hier wieder prägnante Beispiele an. Es folgt eine Zwischenüberschrift: Warum Ableismus auch für nichtbehinderte Menschen schlecht ist und wie er ihre Lebenswelt betrifft. Andrea Schöne beschreibt das sehr plausibel  an der Bournout Kultur in der Arbeitswelt. Es folgt eine Zwischenüberschrift  die lautet Tipps für den Erstkontakt mit behinderten Menschen unter dem Punkt Sprich mit Behinderten Menschen fordert Andrea Schöne nicht-behinderte Menschen auf mit dem behinderten Menschen direkt zu sprechen und nicht mit der Assistenz oder z.B. mit den Gebärdendolmetscher*innen bei blinden Menschen ist es hilfreich, erst einmal den eigenen Namen zu sagen, so dass diese Person nicht erst einmal rätseln muss zu wem die Stimme gehört, das ist wie beim Telefonieren, wo einen die Gesprächspartner*in ja auch nicht sieht. Der nächste Punkt ist Lerne das richtige Auftreten im Kontakt mit behinderten Menschen Sprich mit Erwachsenen behinderten Menschen nicht wie mit Kindern bei diesem Punkt kommt Andrea Schöne nochmal auf Siezen zusprechen ich würde zu bedenken geben das wir auch darüber nachdenken könnten ob wir dieses blöde gesietze nicht einfach ganz sein lassen. Der nächste Tipp ist der richtige Umgang mit Gesprächsthemen dabei gibt sie Hinweise  welche Themen angemessen sind und welche nicht beim ersten treffen bitte nicht nach der Diagnose fragen usw ( für mich ist es auch ein Trigger wenn die Frage mit der Floskel darf ich dich mal was fragen eingeleitet wird weil mir bleiben nur zwei Optionen ja zu sagen oder nein wenn ich ja gesagt habe kann ich zwar immer noch die Antwort auf die eigentliche Frage  verweigern wirke aber dabei wesentlich unsympathischer als wenn ich dies bei einer direkt gestellten Frage tue. Der nächste Tipp lautet:  behinderten Menschen helfen und da lautet  die Quintessenz nie ungefragt zu helfen  und wenn du als Z.B.  Ladenbesitzer*in gebeten, wirst  eine Klapprampe auszulegen, dass eine Person im Rollstuhl reinkommt, dann erwarte kein überschwängliches Danke. Der letzte Tipp von Andrea Schöne ist zu barrierefreien Plätzen. Was Andrea Schöne  darin schreibt, ist die Aufforderung, barrierefreie  Plätze wie Behinderten WCs, Behindertenparkplätze oder die für behinderte Menschen, reservierte Plätze in der Bahn  frei zu halten. Der letzte  Punkt des Buches  lautet Non Disabled Privilege Darunter gibt Andrea Schöne noch einige Tipps wie nicht-behinderte ihre Privilegien überprüfen können und zu Verbündeten werden können  ein Tipp ist diese Buch zu kaufen und es weiter zu verschenken diesem Tipp schließe ich mich sehr gerne an und empfehle dieses Buch Behinderung und Ableismus sehr gerne.

https://inklusion-statt-integration.de/angry-cripples-eine-anthologie-von-behinderten-menschen/

Ach wenn ihr gerade in Berlin  Neukölln seid dann  kauft das Buch hier

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