Rogi findet sein Glück eine Kinderbuch-Rezension

Das Kinderfachbuch zu Verletzungen an der Wirbelsäule  „Rogi findet sein Glück“ ist 2022 im Mabuse Verlag erschienen. Es hat 38 Seiten und wird vom Verlag ab 3 Jahren empfohlen. Es soll helfen, dass Kinder lernen, mit ihrer Beeinträchtigung besser umgehen können.  Erzählt wird die Geschichte vom Löwen Rogi, der nach einem Sturz von der Leiter an der Wirbelsäule verletzt ist und ab da auf den Rollstuhl angewiesen ist. Das fällt ihm zuerst sehr schwer und er muss lernen, mit der neuen Situation zurechtzukommen. Er ist erst traurig und hat Angst, nie wieder die Dinge machen zu können, die er liebt. Doch nach und nach findet Rogie mit der Hilfe seiner Tierclique heraus, wie er mit dem Rollstuhl und den Alltagshürden umgehen kann. Der Autor Igor Plohl schrieb das Buch aus eigener Erfahrung, denn auch er ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt. Er vermittelt in diesem Buch seine optimistische Einstellung, dass auch im Rollstuhl fast alles möglich ist.

Was es aus meiner Sicht schwer macht ist, dass Rogi als Vorbild für Kinder mit erworbener Beeinträchtigung gedacht, aber Rogi ein Erwachsener Löwe ist. Das führt dann zu einer Aussage wie:Nach dem Unfall durchlebte er die schlimmsten Momente seines Lebens…“ So ein Satz ist nicht geeignet Kindern bei dem bewältigen der Situation zu helfen und die Akzeptanz z.B. des Rollstuhls zu fördern.Gänzlich ungeeignet ist aus meiner Sicht durch solch eine Aussage das Buch für Kinder, die eine angeborene Beeinträchtigung haben.

Im Anschluss an die Bildergeschichte gewährt der Autor Einblicke in sein reales Leben und seinen Alltag. Hinweis für Eltern und Pädagog*innen:  Wenn der Autor sich als Behinderter und nicht als Mensch mit Behinderung, oder als behinderter Mensch bezeichnet, ist das als Eigenbezeichnung legitim, fragen Sie, wenn sie auf behinderte Menschen treffen, welche der drei Varianten für die Person die richtige ist. Aber fragen sie nur dann, wenn es für den Kontext wichtig ist.

Die Ärztin Julia Heilscher beantwortet  auf den folgenden Seiten im Buch Kindern und Erwachsenen Fragen rund um Wirbelsäule und Querschnittslähmung. Leider vergisst sie dabei vollkommen die bei Querschnittslähmungen vorkommenden Blasen und Darmlähmungen Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass vor allem die Darmlähmung genauso belastend sein kann, wie das Angewiesen sein auf einen Rollstuhl belastend sein kann. Angeborene Wirbelsäulenbeeinträchtigungen wie Spina bifida werden leider gar nicht erwähnt. Der Hydrocephalus, der auch isoliert auftreten kann aber auch eine Folge bzw. als Begleiterscheinung bei einer Wirbelsäulenverletzung oder bei Spina bifida sein kann, kommt ebenfalls nicht vor.

Die Psychologin Sylvia Nagel gibt Eltern und Kindern aus “Expert*innensicht” Tipps zum Leben im Rollstuhl. Leider wird im 1. Abschnitt „Emotionale Auseinandersetzung“ nicht auf Kinder, die mit einer Beeinträchtigung der Wirbelsäule geboren werden, und deren Eltern eingegangen. Im Abschnitt 3. „Identitätsentwicklung“ sollten auch inklusive Sportangebote erwähnt werden, und nicht nur die Behindertensportabteilungen der Vereine. Die Situation bei Inklusion und Kita wird zu verklärt dargestellt. Der oft zehrende Kampf mit Krankenkassen und Versorgungsämtern, der auf Eltern zukommt wird einfach ganz weggelassen. Gerade hier wäre es für Eltern eine große Hilfe, wenn sie dazu Informationen erhalten würden.

Ich spreche eine eingeschränkte Empfehlung  für das Buch  Rogi findet sein Glück aus

Rogi

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