Sieben Tage Mo von Oliver Scherz eine Rezension

Von Oliver Scherz und illustriert von Philip Waechter ist 2023 im Thienemann Verlag Sieben Tage Mo erschienen der Verlag empfiehlt das Buch ab 11 Jahren. In Sieben Tage Mo wird Geschichte von  zwei Zwillingsbrüdern erzählt. Das Buch erzählt die Geschichte vor allem aus der Perspektive von Karl Karl ist ein Schattenkind, also ein Geschwisterkind eines behinderten Kindes.

Karl muss sich 4 Tage in der Woche um Mo kümmern, denn auf dem Dorf gibt es keine andere Betreuung für Mo und Mama und Papa sind arbeiten. Wobei eigentlich nur die Mutter für Karl und Mo da ist, der Vater ist meist wochenlang im Ausland. Mo wurde während der Geburt mit zu wenig Sauerstoff versorgt und hat deswegen eine Lernbeeinträchtigung. Karl wird stark gefordert, ist überfordert und er fühlt sich von seiner Mutter nicht gesehen und wertgeschätzt.

Die Schulkamerad*innen von Karl verhalten sich auch nicht gerade aufgeschlossen was die Situation  für Karl verschärft weil er so die Nachmittage nicht gemeinsam mit seinen Freund*innen und Mo verbringen kann. 

Das sich der Frust von Karl zu oft gegen seinen Bruder oder seine Mutter wendet und nicht gegen die gesellschaftlichen Umstände, holt die jungen Leser*innen die in derselben Situation sind wie Karl vielleicht erst einmal da ab, wo sie stehen, gibt ihnen aber aus meiner Sicht keine Perspektive, wie es anders gehen könnte.

Die stärksten Momente des Buches sind aus meiner Sicht die wo Karl sich für Mo einsetzt gegenüber Freund*innen, aber auch gegenüber Erwachsenen, die Mo paternalistisch behandeln.

Die Pubertät und die damit verbundene erste Liebe machen die Situation von Karl nicht gerade leichter, eine schöne Stelle im Buch ist, wie Karl seinen Bruder fragt, wie dieser ein Mädchen ansprechen würde, das er mag, er hat nämlich schon eine Freundin. Leider ist der weitere Verlauf der Szene sehr Klischeehaft nämlich Mo gibt seinem Bruder auf die gestellte Frage sofort einen Kuss es wird suggeriert Mo achtet nicht auf Konsens sondern ist überschwänglich und Karl weist ihn erst darauf hin dass das so nicht geht, wünscht sich dann aber auch manchmal alles so einfach zu sehen ohne dauerndes “Rumgehirne” auch klischeehaft ist die “Freundin” von Mo ist auch behindert. Diese Szene zeigt aber auch, dass es auch Momente gibt, wo Karl und Mo einfach nur Brüder im gleichen Alter sind, die Spaß haben.

Beim ersten Date am See verleugnet Karl Mo seinen Bruder sogar, das fliegt aber bald auf… Auf den letzten Seiten des Buches scheint sich der familiäre Knoten zu lösen und eine Änderung in der Konstellation zwischen Überforderung und sich nicht gesehen fühlen scheint möglich. Zwei Dinge, die mich unabhängig vom Verlauf der Geschichte nerven ist, dass gleich am Anfang mehrmals das Wort Idiot fällt im Zusammenhang mit lernbeeinträchtigten Menschen und der deutschen Geschichte ist das Wort einfach untragbar und sollte nicht reproduziert werden. Das Mo nicht in dieselbe Schule geht wie Karl, sondern in die Sonderschule wird an keiner Stelle des Buches in Frage gestellt, das nervt mich kolossal. Alles in allem tue ich mich schwer, eine Empfehlung für das Buch auszusprechen.

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