Am 17. Februar 2024 ist das Buch Mutter ohne Kind: Das Tabu Fehlgeburt und was sich ändern muss von Eva Lindner im Tropen Verlag erschienen. Eva Lindner ist in der sechzehnten Woche schwanger, als sie ihr Kind verliert, vollkommen unvorbereitet. Ihre Geschichte findet sich tausendfach in Deutschland. Schätzungsweise jede dritte schwangere Person erlebt eine Fehlgeburt. Trotzdem wird darüber kaum gesprochen. Stattdessen befeuern Mythen über die Ursachen von Fehlgeburten die Schuldgefühle und das Leiden der Frauen und führen dazu, dass, Fehlgeburten immer noch ein Tabu sind, das muss sich ändern, fordert Eva Lindner. Eva Lindner hat Expert*innen und Betroffenen über das Thema gesprochen. In der Einleitung zum Buch beschreibt Eva Lindner die Situation ihrer eigenen Fehlgeburt sehr genau sie erzählt sehr bewegend von der ihr teils entgegengebrachten Empathielosigkeit des Klinikpersonals. Sie beschreibt über Zahlen und Fakten sie nennt die Zahl der Fehlgeburten Weltweit diese liegt bei 13 Millionen Eva Lindner Beschreibt die Gesetzeslage in Deutschland und erklärt den Unterschied zwischen “Fehlgeburt” und “Totgeburt” und setzt beides in Anführungszeichen weil beide Begriffe von verschiedenen Betroffenen Eltern und Aktivist*innen kritisiert werden und sie nennt verschiedene alternative Begriffe z.B. Stille Geburt. Von Totgeburt statt Fehlgeburt wird in Deutschland gesprochen, wenn das tote Kind nach der 24 Schwangerschaftswoche oder mit einem Gewicht von 500 Gramm geboren wird.Eva Lindner erklärt noch warum sie sich und die anderen Frauen die eine Fehlgeburt hatten als Mutter bezeichnet. Was ich auch sehr bemerkenswert und wichtig finde ist, dass sich Eva Lindner deutlich von den sog. Lebensschützern distanziert die immer wieder versuchen Frauen die eine Fehlgeburt hatten gegen Frauen die eine Abtreibung hatten zu vereinnahmen. In 11 Kapitel erzählt Eva Lindner von 11 Frauen und ihren individuellen Geschichten und ihrem Umgang mit einer Fehlgeburt. Aus diesen elf Gesprächen und ihren eigenen Erlebnissen stellt Eva Lindner diese 9 Forderungen auf um den gesellschaftlichen Umgang mit Fehlgeburten zu verbessern und das Thema aus der Tabuzone zu holen
1.Eine statistische Erfassung der Anzahl von Fehlgeburten als Datengrundlage für den gesellschaftlichen Diskurs.
2.Mehr Aufklärung über die Häufigkeit und die Gründe von Fehl- und Stille Geburten in der Schule bei Gynäkolog*innen auf Flyern in Praxen und auf Plakaten in unseren Städten.
3.Mehr Forschung zu Risikofaktoren Gründen und psychischen Folgen für die Eltern Trauer nach Fehlgeburten und Auswirkungen auf Folgeschwangerschaften und Kinder
4.Systematische Schulungen des medizinischen Personal damit es ergebnisoffen über Behandlungsmöglichkeiten nach Fehlgeburten aufklären kann und respektvoll mit Betroffenen umgeht ( das wäre aus meiner Sicht auch gut für den Umgang mit Eltern die ein beeinträchtigtes Kind bekommen haben)
5. Eine Zulassung für Cytotec und einen Zugang zu Misoprostol in geeigneter Dosierung zur medikamentösen Behandlung von Fehlgeburten.
6. Eine interdisziplinäre Leitlinie bei erstmaliger Fehlgeburt
7 Eine bezahlte Auszeit nach einer Fehlgeburt für betroffene Eltern unahängig von ihrer biologischen Elternschaft
8. Abschaffung des Paragrafen 218 und damit ein Recht auf Selbstbestimmung und Abtreibung
9.Die Anerkennung von Fehlgeburten und Stillen Geburten als Geburten.
An dem Tag an dem ich das Buch Mutter ohne Kind angefangen habe zu lesen um diese Rezension zu schreiben kamen Gesetzentwürfe zum Schutz von Menschen die eine Fehlgeburthatten zur Abstimmung in den Bundestag am 30. Januar 2025 wurde ein Gesetzesentwurf verabschiedet, der vorsieht, dass Frauen ab der 13. Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erleiden, künftig Anspruch auf Mutterschutz haben. Der Beschluss wurde einstimmig getroffen: So wurde Punkt 7. von Eva Lindners Forderungen Teil erfüllt ein erster Schritt zur Überwindung von Fehlgeburten als Tabu Thema ich empfehle das Buch von Eva Lindner aus vollem Herzen.