Ich, Hebamme, Mittäterin von Eva Placzek eine Rezension

Am 27.02.2024 erscheint bei GOLDEGG das Buch Ich, Hebamme, Mittäterin von Eva Placzek das Buch hat den Untertitel “Mein Einsatz gegen Gewalt im Kreißsaal und für eine sichere Geburtshilfe” 

Eva Placzek ist Hebamme. Bereits während der Ausbildung bekam sie das Gefühl, Mittäterin in einem unmenschlichen System zu sein, das ließ sie fast an ihrem Traum Hebamme zu sein zerbrechen. Eva Placzek brach die Ausbildung erst einmal ab. Um sie zwei Jahre später mit einem klaren Ziel und mit einer klaren Vision wieder in Angriff zu nehmen. Seitdem gilt ihr voller Einsatz einer menschlichen, gewaltfreien Geburtshilfe.

“Es ist eine traurige Wahrheit, dass Gewalt schleichend Einzug in unsere Geburtshilfe gehalten hat: Rund 50% aller Frauen, also jeder zweiten Frau, wird während der Geburt physische oder psychische Gewalt angetan.” 

Eva Placzek legt Schonungslos, ehrlich und berührend die vielfältigen Probleme, die es in der heutigen Geburtshilfe aus ihrer Erfahrung gibt, offen, diese reichen von fehlender Aufklärung und nicht angemessener Vorsorge bis hin zu übergriffiger Beratung, unbegründeten Interventionen und sogar körperlicher und seelischer Misshandlung und das alles nicht nur als bedauerliche Einzelfälle sondern eher als Regelfall. Der Autorin ist dafür zu danken, dass dieses Tabuthema so deutlich angesprochen wird.

Eva Placzek bleibt aber nicht bei einer Verurteilung der einzelnen Fachkraft die sich verwerflicher Taten an schwangeren Personen schuldig macht stehen sondern sie führt die Zustände auf das profitorientierte Gesundheitssystem zurück was aus ihrer Sicht die  Selbstbestimmung der schwangeren Personen einschränkt sich für eine Hausgeburt ein Geburtshaus oder eine Krankenhausgeburt zu entscheiden. Eva Placzek kritisiert, dass das Krankenhaus zum  überwiegenden Teil der Ort der Geburt geworden ist. Im Großen und Ganzen wirkt diese Kritik schlüssig.

Interessant finde ich ihre Ausführungen zum Wort Endbindung…  analog dazu möchte ich darauf hinweisen dass ich es für problematisch halte wenn über Gesundheitssystem oder das Wirtschaftssystem (den Kapitalismus) gesagt wird es sei krank Eva Placzek an ein paar Stellen tut, wenn wir Gesellschaftlich geschaffene Systeme biologisieren sind wir sehr schnell beim Volkskörper und das hat dann mit Humanität nichts mehr zu tun. 

In einem Abschlusskapitel geht Eva Placzek darauf ein was in der Schwangerschaftsvorsorge und in einer  humanen Geburtshilfe bei einer  normal verlaufenden Schwangerschaft  gut und notwendig ist sie erklärt was Hebammen in der Vorsorge tun können und was von Gynäkolog*innen  gemacht werden muss. Was für mich eine Erkenntnis war, dass auch Hebammen Ultraschall machen dürfen, solange eine unauffällige Schwangerschaft vorliegt. 

Ich stelle mir die Frage ist z.B. die   Feststellung einer Dysmelie oder einer verdickten Nackenfalte ein Grund für eine Hebamme die schwangere Person an eine*n Gynäkolog*in abzugeben, denn bei einer z.B. fehlenden Hand liegt ja nicht unbedingt eine Risikoschwangerschaft vor, genau so bei einem Down Syndrom, wenn kein Herzfehler vorliegt. 

Andererseits hat mir Eva Placzek nicht meine Skepsis gegenüber Hausgeburten nehmen können, die ich aufgrund meiner eigenen Lebensgeschichte habe. Ich habe eine in der Schwangerschaft meiner Mutter unentdeckte Spina bifida, ich bin froh, im Krankenhaus geboren zu sein. Interessiert hätte mich auch, wie Eva Placzek zur Pränataldiagnostik steht  wie dem sogenannten NIPT, einem Bluttest zur Früherkennung von z.B. Down Syndrom.

Das Buch Ich, Hebamme, Mittäterin ist eine Empfehlung.

https://inklusion-statt-integration.de/praenataldiagnostik-selbstbestimmung-selektion-lebensschuetzer/

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