In „Harte Schale, Weichtierkern“, erschienen bei Beltz & Gelberg 2022, erzählt Cornelia Travnicek die Geschichte von Fabienne auf 126 Seiten. Illustriert wird das Buch von Michael Szyszka. Die 16 Jährige Fabienne wurde gerade von ihrem Freund verlassen. Auf eigene Initiative hin begibt sie sich in Behandlung bei einem Psychologen, denn sie will wissen, was mit ihr los ist.
„…Ich bin oft grundlos leicht traurig, mache mir ständig Sorgen, weiß nicht, wie man eine beste Freundin findet, und nachts frisst mich die Zeit langsam auf…“
Die Erkenntnis, sich innerhalb des Autismus-Spektrums zu befinden, kann sie erst einmal mit niemandem teilen, auch nicht mit ihren Eltern. Nach und nach, trifft Fabienne auf Menschen, denen es ähnlich geht wie ihr. Sie knüpft neue Freundschaften und vertieft alte. Das Buch nimmt uns in die Gedankenwelt von Fabienne mit, wir dürfen ihr Tagebuch lesen, in dem sie ihre Gedanken notiert, Listen führt, Mindmaps und Fragebögen erstellt und zeichnet. Als sehr angenehm empfinde ich, dass das Buch nicht vermittelt, dass Fabienne sich anpassen muss. Denn im Gegenteil es macht darauf aufmerksam, dass es die Aufgabe der Gesellschaft ist, den Umgang mit neurodiversen Menschen zu überdenken. Obwohl das Buch kein Autismus Fachbuch ist gibt es wichtige Informationen darüber, indem es z.B. der Frage Nachgeht, warum bei Mädchen und Frauen seltener Autismus diagnostiziert wird, was Autismus mit Gesellschaftlichen Normen zu tun hat oder wie sich Autismus und ADHS miteinander verhalten. Es wird offenkundig, dass Autismus keine Störung, sondern ein Spektrum vielschichtiger Besonderheiten ist. Die Leser*innen erfahren, warum Asperger ein schwieriger Begriff ist und was das mit Hans Asperger zu tun hat. Ich würde das Buch Harte Schale, Weichtierkern auch wenn es durch seine „Notizhaftigkeit“, durch die der rote Faden fehlt, nicht ganz leicht zu lesen ist, auf jeden Fall empfehlen! Ich würde sogar sagen, dass es bereits ab 12 Jahren und nicht erst ab 14 Jahren, wie der Verlag sagt.
