„Glück wächst im Blumentopf“ eine Rezension von Andrea Behnke

Andrea Behnke beschreibt in ihrem Buch „Glück wächst im Blumentopf, welches in der Edition naundob erschienen ist, das Leben von Annalena. Annalena arbeitet in einer Behindertenwerkstatt mit Holz. Für Annalena ist diese Arbeit keine Erfüllung, denn sie würde viel lieber im Blumenladen von Jule arbeiten. Jule ist ihre Nachbarin. In ihren Gedanken reflektiert sie ihre Arbeit in der Werkstatt

Schrumm, schrumm, schrumm, schrumm.


Ich höre schon die Geräusche aus der Werkstatt…

Kurz darauf stehe ich an der Schleif•Bank.

Ich schleife.

Ich schleife Holz, mit Schleif•Papier.

Das Papier ist ganz rau.

Das Holz wird glatt.

Raues Papier macht Holz glatt.

Darüber wundere ich mich immer.

Papier wird aus Holz gemacht.

Aus Holz wird Papier. Glattes Papier.

Das machen Menschen wieder rau.

Und dann reib ich das raue Papier über das Holz.

Damit das Holz glatt wird.

Das ist doch komisch, oder? Wie ein Kreis.

So rund.

Holz, Papier, Holz, Papier.

So geht es immer weiter.

Auch meine Arbeit ist ein Kreis.

Ich laufe im Kreis.

Immer und immer wieder.

Ich gehe im Kreis und komme nie an.

Mein Leben ist nicht rund.

Mein Leben hat Ecken und Kanten.

Es ist ein eckiges Leben. Ich schleife Holz.

Das glatte Holz bekommen andere.

Meine Kollegen bekommen das glatte Holz.

Sie sägen daraus Figuren. Figuren für Kinder.

Oder Wände für kleine Betten.

Betten für Puppen.

Jeden Tag bekomme ich raues Holz.

Das mache ich glatt.

Mehr nicht.“

Diese Reflexion ihrer Arbeit macht deutlich wie entfremdet die Arbeit in den Werkstätten für behinderte Menschen ist noch entfremdeter als es jegliche andere Lohnarbeit eh schon ist die Arbeit in Werkstätten für behinderte Menschen kann in keinster Weise als sinnstiftend für die dort arbeitenden Menschen angesehen werden.

Annalena macht ein Praktikum im Blumenladen von Jule. Dieses führt aber nicht zu der erhofften Anstellung. Trotzdem kommt es durch dieses Praktikum zu einem Arbeitsplatzwechsel. Annalena kann nun im Ladengeschäft der Werkstatt arbeiten. Dort verkauft sie Kinderspielzeug und Puppenbetten. An diesem Punkt hätte ich mir etwas mehr Utopie gewünscht und nicht nur die ernüchternde Erkenntnis, dass der Versuch aus dem System „Werkstatt“ auszubrechen dem Kampf gegen Windmühlen gleicht. 

Ein zweiter Strang des Buches handelt von Annalenas Situation Zuhause. Auch da ist sie unzufrieden. Denn sie bewohnt noch ihr Kinderzimmer bei Ihrer Mutter. Diese zeigt eindeutige Tendenzen der Überbehütung.

Dieses Phänomen wird in dem Buch sehr gut beschrieben. In diesem Punkt setzt sich Annalena auch durch, sie zieht zuhause aus, um mit ihrer besten Freundin Karla in eine WG zu ziehen.

Das Buch von Andrea Behnke „Glück wächst im Blumentopf“ ist, wie alle Bücher der Edition naundob, in Einfacher Sprache verfasst. Die Sätze sind kurz und nicht verschachtelt, es werden möglichst einfache und kurze Wörter gewählt. Lange Wörter werden durch einen Punkt in der Zeilenmitte in Sinneinheiten getrennt. Diese Form der Sprache ermöglicht es, Literatur zu verfassen, die auch für lernbeeinträchtigten Menschen, Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche, und Menschen, die gerade erst Deutsch lernen, zugänglich ist. Auch die in diesem Buch verwendete deutlich vergrößerte Schriftgröße hilft dabei, Wörter leichter zu entziffern und zu erkennen. Es war win Genuss das Buch „Glück wächst im Blumentopf“ zulesen

Arbeit Inklusion statt Integration Sexualassistenz

 

 

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