Dummheit eine kleine Geschichte der Menscheit „Cogito ergo dumm“ eine Rezension


Der Mensch ist dumm, die Menschheit ist dümmer. Diese These vertritt der Philosoph, Comedian und Poetry Slammer Sebastian 23 in seinem Buch „
Cogito, ergo dumm eine kleine Geschichte der Dummheit.“

Ob das Buch fundiert recherchiert ist, wie es der Verlag anpreist, dass wollte ich herausfinden. Im 1. Kapitel, nach der Einleitung „was heißt hier dumm“, witzelt der Autor etwas über die Definition von Dummheit, um sich dann aber erst einmal ohne Definition als Arbeitshypothese für das Buch festzulegen. Er lässt die Leser*innen damit erst einmal alleine und führt im Anschluss weiter aus, dass eine naheliegende Methode zur Feststellung von Intelligenz, und somit auch von Dummheit, der IQ Test ist. Er verweist auf die Geschichte dieser Testmethode hin und nennt den Erfinder: des Tests Alfred Binet und den Psychologen William Stern dieser systematisierte diesen Test 1912 zum ersten mal. Der Autor setzt die Leser*innen darüber in Kenntnis, dass diese Normierung immer wieder erneuert wird. Dafür werden 50000 Menschen getestet, aus ihren Ergebnissen wird ein Mittelwert errechnet, der dann als IQ 100 gilt. Diese Werte zeigen das die Gesamtbevölkerung immer intelligenter wird. Ab einem IQ von 70 und darunter gilt mensch als Intelligenz gemindert. Er führt dann noch aus, dass auch die intelligentesten Menschen dumme Dinge tun. Dazu sagt er: das ginge, wenn wir Dummheit nicht grundsätzlich für einen statischen Zustand halten würden. Am Ende des Kapitels widerspricht sich allerdings der Autor gründlich selbst, wenn er zunächst meint das mensch, um als dumm gelten zu dürfen, hinter seinen Möglichkeiten zurück bleiben muss, um dann als Gesamtfazit des Kapitels noch drei Kriterien zu nennen, die er als Dummheit definiert die ersten beiden Punkte wiedersprechen seiner Aussage „ein Mensch muss hinter seinen, ihm gegeben Möglichkeiten, zurück bleiben“ um als dumm zu gelten:

1. Kognitive Beeinträchtigung (angeboren)

2. Biografisch bedingte Unwissenheit oder

3. situative Dummheit.

Das einzige was meiner Meinung nach als Dummheit gelten darf wenn man seine Aussage „ein Mensch muss hinter seinen, ihm gegeben Möglichkeiten, zurück bleiben“ folgt und das tue ich ist die situative Dummheit. Denn sowohl kognitiv beeinträchtigte Menschen so wie auch Menschen denen biografisch Bildung vorenthalten wird dürfen nicht als dumm bezeichnet werden, denn sie nutzen ihre Möglichkeiten aus. Allerdings werden die Menschen dieser beiden Personengruppen durch die gesellschaftlichen Bedingungen diskriminiert. Bei kognitiv beeinträchtigten Menschen ist das dadurch der Fall, da ihnen häufig das für sie nötigte didaktische Material vorenthalten wird, um sich Wissen anzueignen. Sie werden also auf geistigem Gebiet von der Gesellschaft behindert. Bei den sozial benachteiligten Personengruppen ist es das selektive Schulsystem, indem oft der Geldbeutel der Eltern über Bildung entscheidet.

Das der Zusammenhang zwischen Intelligenzforschung Rassismus und Eugenik kein eigenes Kapitel in der Kleinen Geschichte der Dummheit bekommen hat, würde ich als größten Mangel des Buches bezeichnen was nicht heißt dass sich der Autor nicht mit diesen Themen beschäftigt es hätte meiner Meinung nach nur mehr sein können. Als ausgesprochen unglücklich würde ich in diesem Zusammenhang auch die sich dauerhaft, durch das gesamte Buch ziehende, Verwendung des Wortes Idiot(en) bezeichnen.

Im Kapitel „die Dummheit im Wandel der Zeit“, erklärt der der Autor, dass sich im Laufe der Geschichte gewandelt hat, was als dumm zu gelten hat. Dem ist sicher zuzustimmen. Trotzdem ist die Frage zustellen, ob wir das Recht haben Dinge als dumm zu bezeichnen die zu ihrer Zeit Allgemeingut waren. Gleiches gilt auch für das Kapitel „unheilbar dumm“.

Es folgen noch 14. weitere Kapitel in denen Sebastian 23 mit mehr oder weniger gelungenem Sarkasmus die kleineren und größeren Dummheiten in den verschiedenen Feldern der Gesellschaft aufdeckt. Dieses Buch, in dem Satire auf Philosophie trifft, bietet eine große Spannbreite von seichter Unterhaltung mit Witz bis hin zu spannenden Details, wie z.B. das Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel vom selben Arzt geblendet wurden. Danke für diese Information, ich wusste vor dem lesen des Buches nicht einmal, dass beide Personen am Ende ihres Lebens blind waren.

Ein bisschen weniger Witz dafür mehr Tiefgang hätte dem Buch gut getan! So hätten die Leerstellen des Dualismus „Intelligenz / Dummheit“ und dessen Bedeutung, in den rassistisch/eugenischen Theorien vermieden werden können. Sehr zu empfehlen ist zu diesem Thema und auch sonst das Buch von Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen: aber wissen sollten“

Arbeit Inklusion statt Integration Sexualassistenz

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