Jona Dreyer hat mit „Drugs Sex & Handicaps“ ein Buch vorgelegt, welches phasenweise eine gute Unterhaltung bietet.
Im Klappentext steht: „Rhys ist gehandicapt, menschenscheu und eigenbrötlerisch und seine heimliche Lieblingsband sind die Scarring Nightingales.“
Der Titel „Drugs Sex & Handicaps“ ist, für mich, das schlechteste am Buch. „Disabeld“ erscheint mir wesentlich smarter und würde am Inhalt nicht ändern.
Als Rhys die Möglichkeit erhält, für seinen Musikblog mit den Frontmann seiner Lieblingsband „Scarring Nightingales“, Tyr Ravenson, ein Interview zu führen, freut er sich sehr. Ist dann aber erst einmal enttäuscht, weil sich sein Idol, ihm gegenüber, völlig daneben benimmt und ihn wegen seine Beeinträchtigung beleidigt. Rhys schreibt einen Blogpost über diese Begegnung. Dieser Blogpost verbreitet sich rasend schnell in den sozialen Netzwerken. Das bringt Tyr in Bedrängnis. Tyr, alias Avery Bell, ist das Ganze sehr unangenehm und er sucht Rhys auf, um sich bei ihm zu entschuldigen.
Bei ihrem Wiedersehen entsteht zwischen den beiden eine Freundschaft und bald sogar mehr.
Doch Rhys ist überzeugt, er sei zu unbedeutend für einen Rockstar wie Avery und glaubt, dieser gebe sich nur aus Mitleid mit ihm ab. Avery dagegen ist überzeugt, Rhys verdiene jemanden, der sein Leben besser im Griff hat als er.
Diese Selbstreflexionen sind mir zu klischeehaft sie lassen vor allem Rhys als selbst mitleidigen behinderten Sonderling erscheinen der mit seinem Schicksal hadert. Es wird mir zu wenig deutlich woher seine Einschätzung kommt, dass er und sein beeinträchtigter Körper nicht liebenswert sein können.
Das Buch hat aber immer dann wirklich gute Passagen, wenn sich beide Protagonisten eingestehen dass sie sich anziehend finden.
Neben all den Barrieren, die sich beide selbst errichten, gibt es da auch noch ein paar Menschen, die ihre Beziehung gar nicht gerne sehen. Zu nennen wäre da hauptsächlich Tyr`s Bandkollege, der aus Eifersucht und gekränkter Männlichkeit einen Keil zwischen beide treibt.
Dass Rhys Empögrung darüber, dass Avery sein Haus ohne seine Wissen und seine Zustimmung umgebaut hat , so negativ beschrieben wird, ist für mich ausgesprochen fragwürdig. Dass er sich dann aber auch noch, für seine Empörung, entschuldigt, um die Geschichte „gut“ enden zu lassen, passt für mich voll in das Klischee des undankbaren behinderten Menschen, der sich über das freuen soll, was für ihn, über seinen Kopf hinweg, gemacht wird.
Weshalb Jona Dreyer ihre Frauenfiguren fast alle abwertet, ist mir bis zum Schluss absolut unverständlich geblieben.
Trotz einer sehr Klischee beladenen Story ist es Jona Dreyer gelungen, ihren beiden Hauptfiguren im Laufe der Geschichte eine echte Entwicklung zuzugestehen, sodass mit Drugs Sex & Handicaps eine unterhaltsame, in ihrer Sprache direkte Geschichte entstanden ist.