Schon immer Ein Krüppel von Benjamin Schmidt-eine Rezension

Triggerwarnung: Es wird in dieser Rezension des Buches „schon immer ein Krüppel“ von Benjamin Schmidt eine Passage zitiert in der Sexualisierte Gewalt verharmlost wird!

Die Geschichte die Benjamin Schmidt in seinem neuen Roman „schon immer ein Krüppel erzählt“ handelt von einem querschnittsgelähmten jungen Mann. Benjamin ist inkomplett querschnittsgelähmt, verbittert und fühlt sich fremd im eigenen Körper und verachtet diese neue Realität. Er muss lernen sich und sein neues Leben zu akzeptieren.

Er lässt Leser*in am Leben eines Neu-Beeinträchtigten teilhaben. Er schildert wie er das Fassungsvermögen seiner gelähmten Blasse im Suff überschätzt und sich einnässt. Blase, Darm und Sexualfunktion sind mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Leser*in wird beispielsweise mitgenommen auf eine Sauftour.

Während seiner Rehabilitation ist Benjamin oft voller Verzweiflung und fühlt sich hilflos.

Zurück aus dem Krankenhaus im richtigen Leben stellt Benjamin fest, dass seine Band sich aufgelöst hat.

Als er schließlich Eddi kennenlernt zeigt ihm dieser, dass das Leben mit einer Beeinträchtigung nicht vorbei sein muss, dass man einem Beruf nachgehen, mit trockenen Hosen nach Hause kommen kann nach dem man saufen war und auch, dass das Thema Sexualität nicht vorbei sein muss.

Man merkt das Benjamin Schmidt aus einer Perspektive schreibt die er selbst kennt. Schmidt zeichnet ein schonungsloses ehrliches Bild eines Menschen mit Querschnittlähmung.

Warum Benjamin Schmidt in dem Titel seines Buches das Wort Krüppel verwendet und auch Benjamin das Wort als Selbstbezeichnung nutzt, wurde mir nicht ganz klar. Ist es reine Provokation? Ist es eine Anleihe an die positive Aneignung des Wortes durch die Krüppelbewegung oder soll es ein Hinweis sein das Benjamin seine Beeinträchtigung doch noch nicht ganz angenommen hat? Möglicherweise verwendete er ja „Krüppel“ aus einem ganz anderem Grund.

Wirklich ärgerlich ist die teilweise abwertende Sprache, wenn es um Frauen und ihre Körper geht und diese nicht vermeintlichen Schönheitsidealen entsprachen. Eine Passage hat mich aber in ihrer abstoßenden Widerlichkeit und Verharmlosung von Vergewaltigung wirklich schockiert:

Nun folgt das oben bereits erwähnte Zitat! „Ich verließ hernach das Sanitätshaus unverrichteter Dinge und beschloss, die letzten fünfzehn Minuten für einen schlechten Traum zuhalten. Der mir angebotene Ersatzrollstuhl würde mir mit Sicherheit noch schlaflose Nächte bereiten. In solch ein Ungetüm setzte man sich, wenn man elf Frauen und schließlich seine Mutter vergewaltigt und umgebracht hatte, aber nicht wenn man auf dem Weg zum Urologen war“

Dieser unglaubliche, meines Erachtens durch nichts zu rechtfertigende Absatz ist auf Seite 105 von 243 zu lesen.

Das Buch bekommt keine Empfehlung von mir.

3 Gedanken zu “Schon immer Ein Krüppel von Benjamin Schmidt-eine Rezension”

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