Filmkritik aus inklusiver Perspektive zum Film „Systemsprenger“

Mit ihrem neuen Film  Systemsprenger  der ihr erster Spielfilm ist, ist  Nora Fingscheidt, ein beeindruckendes Porträt einer Jugendlichen, die in Institutionen der Jugendhilfe lebt, gelungen. Nora Fingscheidt recherchierte für diesen Film über Jahre hinweg in der Jugendhilfe. Das merkt mensch diesem Film an, sowohl in seinen Stärken als auch in seinen Schwächen.
Im Film „Systemsprenger“ geht es in der Person von  „Benni“ um eine*n solchen. Systemsprenger*innen sind Kinder und Jugendliche, welche in Einrichtungen der Kinder und Jugendhilfe leben, aber aus den verschiedensten Gründen in keiner der Einrichtungen bleiben dürfen und deshalb nirgends ankommen.

Der Film geht mit einer Einstellung los in der eine Eskalation gezeigt wird, ein Bobycar fliegt durch die Luft es splittert eine Fensterscheibe im Mittelpunkt der Eskalation steht Benni (gespielt von Helena Zengel) deren Geschichte im folgenden  auch erzählt wird. Benni ist ein neun jähriges Mädchen welches schon so einige Traumata zu verarbeiten hat.

Eine Filmkritik aus einer inklusiven Perspektive auf den Film Systemsprenger

Der Film Systemsprenger gibt tiefgehende Einblicke in den Istzustand der  Kinder und  Jugendhilfe und dort besonders auf die Personen die innerhalb des Systems agieren und an diesem verzweifeln auch wenn ihnen das nicht immer bewusst ist.
Die im System Jugendhilfe agierenden Personen sind im Film z.B. die engagierte, aber als heillos überfordert dargestellte Jugendamtsmitarbeiter*in Bafané diese hat die Aufgabe noch eine Einrichtung zu finden, die Benni aufnimmt, was ihr aufgrund von Bennis Vorgeschichte nicht gelingt. Zum System gehört auch Antiagressionstrainer Micha der die professionelle Distanz verliert. Diesen beiden Personen sehen wir beim scheitern zu.
Der Aspekt dass es das System ist was diese beiden Menschen scheitern lässt kommt mir zu kurz. Es hätte darauf eingeganen werden müssen was Einrichtungen brauchen um Jugendliche wie Benni halten zu können.
Was ebenfalls fast völlig ausgeblendet wird ist die Dynamik zwischen den Jugendlichen in den Jugendhilfeeinrichtungen. Gezeigt wird nur Bennis vermeintliche Überreaktion, so wird im Endeffekt dann doch wieder Benni zum Problem, obwohl das System versagt hat weil es für Kinder und Jugendliche wie Benni aufgrund fehlender Angebote keinen Platz anbieten kann.
Das einzige System welches als System identifiziert wird ist die Herkunftsfamilie die nicht funktioniert. Wobei die Hintergründe wie es so weit kommen konnte  meiner Meinung nicht nicht intensiv genug beleuchtet werden.

Stilistische Mittel des Films aus inklusiver Perspektive

Die stilistischen Mittel des Films sind eine Bildsprache zwischen Dokumentation und Spielfilm. Ein weiteres Stilmittel ist, dass die Sequenzen in denen Erinnerungsfetzen, die Benni durchlebt dargestellt werden, mit einem pinkfarbenem Filter überzogen werden, dies kann aus meiner Sicht (also aus der Sicht eines hetero sexuellen cis Mannes ) als gelungene feministische Intervention gewertet werden, um Weiblichkeit vom Klischee des Sanftmutes zu befreien. Die inklusive Perspektive auf Gender hätte jedoch noch verstärkt werden können wenn  der Filmtitel gegendert worden wäre, da es ja in allen Geschlechtern Systemsprenger*innen gibt.
Systemsprenger ist ein guter Film über die Realität in der der Jugendhilfe mit glaubhaften Figuren vor allem Helena Zengel in der Hauptrolle, als Benni ist grandios, mensch  nimmt ihr jede Gefühlsregung und Aussage ab..
Der Film ist ein Muß für alle Mitarbeiter*innen in der Jugendhilfe alle Lehrer*innen und Erzieher*innen

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