„Bayerische Gehörlosengeschichte im Wandel der Zeit. Eine Rezension

2021 erschien  das Buch „Bayerische Gehörlosengeschichte im Wandel der Zeit. Gehörlosenbewegung in Bayern seit dem 18. Jahrhundert bis heute“ Autor ist  Markus Beetz Herausgeber ist der Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V. Dokumentationszentrum zur Bayerischen Gehörlosengeschichte .

 Das Buch gibt einen sehr ausführlichen Einblick in die Geschehnisse der Gehörlosengemeinschaft in Bayern vom 18 Jahrhundert bis in die 20er Jahre des 21. Jahrhundert

In 13 Kapitel gegliedert, umfasst es die wichtigsten Meilensteine der Gehörlosengeschichte in Bayern von der Pädagogik über die Kultur bis hin zur Politik. Im Vorwort beschreibt Markus Beetz, was ihn dazu motiviert hat, dieses Buch zu schreiben. Es folgt ein Zitat  von König Ludwig I. von Bayern, dieser hatte wohl ein großes Herz für Gehörlose Menschen.

“Ich will meine tauben Landeskinder nicht verstecken, ich will sie meinem Volk zeigen, daß diesen Kindern alles zu ihrem Wohle geschehen“. 

Warum  gerade dieses Zitat genutzt wird versteh ich nicht, es ist finde ich sehr paternalistisch.Es folgen Anmerkungen zu Kultur und Sprache der Gehörlosen

Dabei wird klar gestellt, dass sich Kultur und Sprache gegenseitig bedingen, wie in der Lautsprache auch. Baustein  jeder Gehörlosengemeinschaft ist die gemeinsame Sprache in Deutschland ist, dass die DGS es wird betont wie wichtig gemeinsame Vereine für die Kultur sind. Aber auch Gehörlose Eltern werden als Vermittler*innen der Kultur benannt. Und es wird auf die Gemeinsame Schulzeit von Gehörlosen bei diesem Abschnitt vermittelt mir unterschwellig mit das keine inklusive mit hörenden gewünscht wird

Als Werte der Kultur werden noch ein positives Selbstbild, Werte, Normen, Bräuche, Symbole und Traditionen benannt.

Es folgt eine Begriffserklärung  zu gehörlos und taub und es wird betont, dass  die Verwendung von Taubstumm heutzutage diskriminierend ist. Es wird aber auch betont, dass im Buch um die Historie nicht zu verfälschen, teils das Wort Taubstumm verwendet wird. ( wär aus meiner Sicht nicht an allen Stellen nötig gewesen).

Dann wird kurz  die Entstehung von “Taubstummen Bildung” in Europa  ab 1771 benannt. und in Pariser Schule Leipziger Schule und Wiener Schule unterschieden  die Unterschiede liegen im Stellenwert der der Verwendung von Gebärden zugeschrieben wurde.

Auf den ersten Bildungsversuch in Bayern 1738 folgte nach langer Zeit die Gründung des ersten Taubstummeninstituts. Durch die Wirren des Methodenwechsels hindurch wurden zunehmend flächendeckend taube Kinder unterrichtet und die Lehrerbildung vereinheitlicht. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zum Ausbau der weiterführenden Schulen. Jedoch wird noch heute um eine auf taube Schüler zugeschnittene Beschulung gerungen. Es wird auch auf den Aufbau der Berufsausbildung hingewiesen und auf die ersten Kindergärten 

Als nächstes  wird auf die  Gründung  von Gehörlosen Vereinen hingewiesen, in denen sich die Gehörlosen ab Mitte des 19 Jahrhundert zusammengeschlossenen, um ihre gemeinsamen Interessen zu vertreten. Ab 1870 kam es zu den ersten Vereinsgründungen von Gehörlosen in Bayern. Das Kapitel über die Vereinsbewegung behandelt die Anfänge,  aber auch die Trennung der Vereine  in Fürsorge und Selbsthilfe, Durch die Deutschen Faschisten welches falsche Spiel die Faschisten mit dieser aus heutiger Sicht positiv klingenden Trennung bezweckten hätte noch ausführlicher beschrieben werden können. im Kapitel zu Vereinen wird auch auf die Bereiche Kunst, Sport und Religion sowie die Taubblindenbewegung, eingegangen warum Kultur  Sport und Religionsvereinigungen mit ihren Vereinsangeboten vor der Taubblindenbewegung erwähnt werden erscheint mir nur auf der Zeitachse logisch.  Später kamen dann noch die Jugendbewegung und die Seniorenbewegung und  eine queere Bewegung im Landesverband Bayern hinzu. In einem  sehr intensiven Vereinsleben spielen Veranstaltungen und Treffpunkte immer eine sehr große Rolle, ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit den Veranstaltungen der Gehörlosen in Bayern seit 1896 und den Bestrebungen, eigene Heime zu gründen.

Ein  sehr großer Einschnitt in der Geschichte der bayerischen Gehörlosen, war die Zeit des  Faschismus. Schikane und Verfolgung durch Zwangssterilisierung erblich bedingt tauber Menschen und auch Euthanasiemorde, aber es gab auch Anpassung und sogar begeistertes Mitmachen von Gehörlosen bis dahin, das auch gehörlose Menschen der Hitlerjugend schon vor der Machtübertragung beitraten und dass die gleichgeschalteten aber durch gehörlose Nazis geleiteten “Selbstvertretungsvereine” es zur Pflicht erklärten sich als guter Deutscher Gehörloser sterilisierenzu lassen.. an Jeder Schule für Gehörlose in Bayern gab es eine HJ Schaar  außer in Bamberg. Wieso es in Bamberg keine HJ an der Gehörlosenschule gab, darauf wird leider nicht näher eingegangen. Als gehörlose Opfer  die noch aus anderen Gründen  außer der Gehörlosigkeit  verfolgt wurden wird  nur auf jüdische gehörlose Menschen  nicht auf Sinti und Roma nicht auf Sozialdemokrat*innen oder Kommunist*innen und nicht auf andere Personengruppen zum Thema Widerstand wir nur auf eine gehörlose Person hingewiesen auf Anton Wimmer, er wurde im KZ Flossenbürg ermordet. zum Thema Intersektionalität  bei gehörlosen Opfern weiter zu recherchieren.  Der kurze Abschnitt zum Mangel an gehörlosen  Pädagog*innen wird weist auf die langsame Entnazifizierung hin  das fine ich sehr missverständlich  formuliert auch zu ehemaligen   oder noch überzeugten Nazis unter gehörlosen Funktionären nach dem Krieg lohnt es sich glaube ich eine eigene Publikation.

https://www.youtube.com/watch?v=GUNZfuCbbDQ 

Die Nachkriegszeit brachte in vielen Bereichen der Gehörlosengemeinschaft zunächst Stillstand mit sich. Ein großer Fortschritt gelang der Gemeinschaft in den 1980er Jahren im Bereich des Dolmetschens. Eine veränderte Sicht auf die Deutsche Gebärdensprache (DGS) als Muttersprache und identitätsstiftendes Mittel brachte einen Aufschwung mit sich, der mit politischer Bildung und Mitwirkung und dem öffentlichen Verbreiten und Lehren der DGS verbunden war. Um den die Anerkennung der Gebärdensprache als Minderheitensprache  gab es auch unter  Gehörlosen Aktivist*innen Auseinandersetzungen gerade auch  Funktionäre des Bayerischen Gehörlosenverbands waren Lange Gegner*innen der Anerkennung 

Die letzten Kapitel des Buches beschäftigen sich mit den Themen Technik, Medien und Theater. Einige Informationen über den Landesverband Bayern der Gehörlosen runden das Buch über die bayerische Gehörlosengeschichte ab. Das Buch  „Bayerische Gehörlosengeschichte im Wandel der Zeit ist sehr zu Empfehlen es hält einige Spannende nicht jedem bekannter Fakten bereit und gibt Anlässe zu einzelnen Themen weiter zu forschen. 

 

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