Am 14.08.2024 erschien in der Reihe Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung der Band. 5 mit dem Titel Im Zugriff von Fürsorge und Polizei Erfahrungen sozialrassistische Verfolgung im Nationalsozialismus Heftverantwortliche: sind Oliver Gaida und Alyn Šišić. Im Editorial geschrieben von Oliver Gaida und Alyn Šišić nehmen die zwei Bezug auf den Beschluss des Deutschen Bundestags der im Jahr 2020 die Zehntausenden Menschen die als “Asoziale” oder “Berufsverbrecher” von den deutschen Faschisten verfolgt wurden als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt hat. Es wird darauf hingewiesen, dass ihre Erfahrungen weiterhin eine Leerstelle der deutschen Erinnerungskultur bilden. Der vorliegende Band möchte diese Leerstelle ein Stück weit schließen, indem in diesem Heft die Fürsorge und Zwangserziehungssysteme als nationalsozialistische Verfolgungsinstanzen auch über die Grenzen des Reichsgebiets hinaus – in den Blick genommen werden. Im Fokus des Heftes stehen die Auswirkungen auf die Betroffenen aber auch ihre Selbstbehauptungstrategien. Die Form der Verfolgung von als asozial oder als Berufsverbrecher kategorisierten Menschen wird als Sozialrassismus bezeichnet es wird kurz auf diesen Begriff eingegangen und auch auf den Begriff Eugenischer Rassismus wird kurz eingegangen, dann aber begründet, wieso im Folgenden der Begriff Sozialrassismus in den Beiträgen verwendet wird. Für mich persönlich fühlen sich beide Begriffe falsch an. Es wird noch angerissen welcher Form von Verfolgung diese Personen Gruppen ausgesetzt waren. Vor Allem Frauen die als “asozial” verfolgt wurden wurde oft ihr Sexualverhalten zum Vorwurf gemacht die hierbei von den Autor*innen gemachte Formulierung ist aus meiner Sicht missverständlich wenn sie schreiben “Doch selbst ohne nachgewiesene Arbeit in der Prostitution Besiegelte eine Kennzeichnung mit dem Vermerk hwG für unterstellten häufig wechselnden Geschlechtsverkehr in den Fürsorgeakten den Ausschluss aus der sittlichen Volksgemeinschaft” Unglücklich finde ich das formuliert weil e suggerieren könnte Frauen die tatsächlich der Sexarbeit nachgingen wurden zurecht ausgeschlossen.Es folgen kurze Teasertexte zu allen 13 im Heft von verschiedenen Autor*innen versammelten Aufsätze.
Nikolas Lelle schreibt anhand des Satzes Arbeit macht frei über nationalsozialistische Fremd und Selbstbilder und deren Zusammenhang mit Praktiken der Verfolgung und Vernichtung sehr Überzeugend stellt Nikolas Lelle dar welchen anteil das Konstrukt von deutscher Arbeit bei der Verfolgung von sog Asozialen hat. Dass Antikommunismus als Triebfeder des Faschismus im Aufsatz von Niklas Lelle gar keine Rolle spielt, verwundert dann aber doch schon ein wenig.
Jan Neubauer analysiert in seinem Aufsatz eine Fotodokumentation die 1938 in Augsburg durch die faschistische Sozialfürsorge entstanden ist und die Arme Menschen dokumentiert Jan Neubauer legt dabei sehr deutlich das Ziel offen was durch diese Dokumentation verfolgt wurde.
Thomas Irmer geht den Verfolgungspraktiken der Jugendfürsorge im Faschismus nach am Beispiel Berlins er nimmt dabei die verschiedene Trägerformen staatlich private und Kirchliche in den Blick und verweist auf Unterschiedlichen Schwerpunkte bei den Verfogungspraxen spannend ist dabei auch der graduelle Unterschied zwischen den zwei christlichen Großkirchen Thomas Irmer stellt aber auch die Gemeinsamkeiten dar.
Reimer Möller geht der Systematik nach, nach der Arbeitshausgefangene in Glückstadt ins KZ Neuengamme überstellt wurden er arbeitet die Zusammensetzung der Gefangenen auf er geht aber auch Täter*innenbigrafien nach.
Piotr Chruścielski geht der Frage der Hauptkategorien nach und kommt zu dem Schluss dass diese teils fließend und teils auch willkürlich sind.
Zum Beitrag von Rense Havinga kann ich leider nichts sagen denn dieser ist auf englisch und ich verstehe in nicht ausreichend.
Laurens Schlicht geht der Rolle der Weiblichen Kriminalpolizei im System der Verfolgung durch Fürsorge und Polizei im Faschismus nach und arbeitet heraus wie ein Berufspolitisches Emanzipationsprojekt der 1920 Jahre das nicht zuletzt auch durch die bürgerliche Frauenbewegung vorangetrieben wurde zum Verfolgungsinstrument wurde Laurens Schlicht weist aber auch daraufhin das schon in der bürgerlichen Frauenbewegung auch teils eugenische Vorstellungen diskutiert wurden.
Oliver Gaida beschäftigt sich mit drei Formen des Widerstandes von durch die Fürsorge verfolgten Menschen Bittbriefen Beschwerden und und Fluchten dieser Aufsatz macht deutlich das es sich bei den Betroffenen von Verfolgung durch die faschistische Fürsorge auch immer um handelnde Personen und nicht nur Passive Opfer geht.
Frauke Steinhäuser stellt sieben Insass*innen der Vernichtungsanstalt Hadamar vor sie stellt deren Biografien in einen Zusammenhang drei von ihnen gelingt die Flucht allen gemeinsam ist ihr unangepasstes Genderrollenverhalten das ist auch der Verfolgungsgrund für mich ist dieser Beitrag der stärkste einfach weil die Beschreibung dieser sieben Menschen so viel kollektive Solidarität ausstrahlt.
Ein zweiter Aufsatz Oliver Gaida beschäftigt sich mit der Biografie des als Berufsverbrecher verfolgten Manfred Bastubbe, Bastubbe ist eine der wenigen Personen der Verfolgungskategorie Berufsverbrecher von der es Selbstzeugnisse in Form einer Biografie gibt.
Daniel Haberlah schreibt sehr aufschlussreich über den Wert von Entschädigungsakten als Quelle der Geschichtsschreibung.
Sarah Könecke beschreibt wie sich die Verfolgung von als asozial stigmatisierten Personen transgenerational in den Familien fortschreibt und welche Auswirkungen dieses Stigma heute noch hat.
Abschließend schreibt Jan Stefan Romey über die zukünftige Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Versorgunfsheim Farmsen
Mein Fazit der Band Im Zugriff von Fürsorge und Polizei Erfahrungen sozialrassistischer Verfolgung im Nationalsozialismus ist ein guter Einstieg zum Thema sozialrassistische Verfolgung Faschismus als asoziale und Berufsverbrecher*innen verfolgten Menschen.
https://www.wallstein-verlag.de/9783835357136-im-zugriff-von-fuersorge-und-polizei.html
https://inklusion-statt-integration.de/behinderung/buechern-filmen-spielsachen/