Gender-Kram Illustrationen und Stimmen zu Geschlecht eine Rezension

Gender-Kram“ von Louie Läuger ist die beste Einführung, die für Jugendliche Geschlecht und Geschlechtsidentität verhandelt. die ich bisher gelesen habe. Das zur Norm erklärte Konstrukt der Binarität von Geschlecht wird gründlich dekonstruiert. Das Buch macht deutlich, dass Menschen, die nicht dieser Binarität entsprechen, durch diese Norm diskriminiert werden. Das Buch ist im „Graphic Novel Stil“ gehalten, diese Form muss mensch mögen. Im ersten Kapitel erklärt das Buch den Leser*innen die Basics zu Sex und Gender und es erklärt den Unterschied. Ferner geht das Buch auf das Konzept der Intersektionalität ein. Dass bei den Strukturkategorien  der Intersektionalität Klasse fehlt, ist ein häufig zu beobachtendes Phänomen bei solchen Aufzählungen. Es wird erklärt, wie sich die verschiedenen Strukturkategorien, wie z.B. Rassismus, Beeinträchtigung usw. auf Gender auswirken. Zum Beispiel wird Menschen mit Beeinträchtigungen Gender oft abgesprochen. Wie diese Verschränkungen genau bei den einzelnen Kategorien funktionieren und welche Diskriminierung sich daraus ergeben, wird leider nicht erklärt.

Das zweite Kapitel handelt von der Biologie – des zugeschriebenen Geschlecht. Es wird sehr überzeugend dargestellt, dass die Einteilung von Menschen in zwei Kategorien anhand von Vulva und Penis eine Konstruktion ist. Ein längerer und sehr informativer Abschnitt zu Intergeschlechtlichkeit folgt. Darin werden die sozialen Kämpfe von intergeschlechtlichen Menschen dargestellt. Es wird auch erzählt, was intergeschlechtlichen Menschen im Namen der zwei Kategorien  Mann und Frau angetan wurde und wird.

In Kapitel 3 zeigt das Buch auf, welche gesellschaftlichen Rollen Personen aufgrund ihres zugewiesenen biologischen Geschlechts zugewiesen werden.

In Kapitel 4, wird sich mit Identitäten befasst. Hier wird zunächst erklärt, wie sich Identität aufbaut, dann wird auf die Begriffe cis- und transgeschlechtlich eingegangen. Es wird dargestellt, was Transgender bedeutet, um erst dann auf die Geschlechtsidentitäten „Mann“ und „Frau“ einzugehen. Diese Reihenfolge stellt die Norm in Frage, die Geschlechtsidentitäten „Frau“ und „Mann“ in den Mittelpunkt zu stellen. Das Buch „Gender-Kram“ stellt den Leser*innen rund 50 Geschlechtsidentitäten vor und erhebt trotzdem noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Form der Lektüre ist so gestaltet, dass unter jeder Geschlechtsidentität zwei bis drei gezeichnete Personen sind, die über ihre Geschlechtsidentität reden. Damit liest sich dieses Buch um einiges spannender und zugänglicher als rein theoretische Erklärungen es eignet sich darüber hinaus aber trotzdem als Nachschlagewerk

In Kapitel 5 geht es um Geschlechterausdruck ebenso wie um die Wichtigkeit von geschlechtergerechter Sprache. Bearbeitet wird neben geschlechtergerechten Schreib- und Sprechweisen auch die Wichtigkeit der Anerkennung und Nutzung selbstbestimmter Namen und Pronomen.

Einige Menschen werden ein Kapitel über sexuelle Orientierung vermissen. Ich kann die Entscheidung, diese Thematik abzukoppeln, gut nachvollziehen. Ich würde mir aber wünschen, dass Louie Läuger ein weiteres Buch über sexuelle Orientierung herausbringt und eines, indem sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität verschränkt werden. Ich würde mir beide Bücher kaufen.

Exkurs

Menschen mit Beeinträchtigung  wird ihre Sexualität noch viel zu oft abgesprochen  diese Ignoranz führt  dazu, dass in keinem der Lehrpläne der 16 Bundesländer vorgeschrieben ist, dass beeinträchtigte Körper in den Materialien zur Sexualerziehung abgebildet  sein müssen.  Bisher  gab es kein Buch  für Sexualerziehung, für Regelschulen, in denen beeinträchtigte Körper abgebildet sind. Beeinträchtigte Körper im Kontext  Geschlecht und Sexualität  kannte ich bisher nur aus Materialien, die explizit zur Aufklärung behinderter Menschen gedacht sind.

Das Buch  Gender-Kram Buch bildet behinderte Menschen nicht nur ab es macht auch deutlich das sie nicht alle cis sind, sondern gesteht ihnen auch andere Geschlechtsidentitäten zu. Darüber hinaus sind die behinderten Personen endlich einmal nicht alle weiß. Einziges Manko: die Formen von Beeinträchtigungen könnten noch diverser sein. Aber immerhin ist der Anfang gemacht! Meines Erachtens ist das Buch Gender Kram ein Muss für jeden Lehrplan.

Arbeit Inklusion statt Integration Sexualassistenz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert