“Das Ministerium für Gesundheitswesen der DDR 1950 bis 1970”

    Am 22.03.2023 erschien das Buch “Politische Medizin” “Das Ministerium für Gesundheitswesen der DDR 1950 bis 1970” von Jutta Braun im  https://www.wallstein-verlag.de/.  Das Buch ist in fünf große Abschnitte gegliedert. Das Gesundheitswesen zählte in der DDR zu den Schlüsselbereichen staatlichen Handelns. In der DDR wurde das Gesundheitsministerium schon 1950 gegründet und damit 11 Jahre  vor der BRD. Viel Platz im Buch nehmen was nachvollziehbar ist die verschiedenen, das Gesundheitswesen der DDR prägenden Personen ein, deutlich wird hierbei das die Minister nicht immer die mächtigsten Funktionäre im Ministerium waren sondern eher die Aushängeschilder nach außen das lag an der sehr klugen Bündnispolitik die, die SED betrieb so waren die ersten 2 Minister bürgerliche Politiker der Ost CDU die wirkliche Macht hatte aber her eine Reihe SED Funktionäre um Maxim Zetkin ( dem Sohn von Clara Zetkin.  Das ambivalente Verhältnis der Politik der SED-Führung zur Ärzteschaft zu verdeutlichen, das zwischen Misstrauen und Angewiesensein changierte ist im Buch gut gelungen. Auch gut gelungen ist darzustellen welchen  Einflüsse die  Sowjetmedizin und  welchen Einfluss sozialdemokratische Traditionen mittels verschiedener Akteure (Steidle, Marcusson, Redetzky) auf die Formung des DDR-Gesundheitswesens hatten  Es kann beispielhaft dargelegt werden, wie die Auffassungen politischer Funktionsträger in politisches Handeln übersetzt wurden. Zugleich wird erkennbar, wie sich jede*r einzelne im politischen Spannungsfeld zwischen den gesundheitspolitischen Forderungen des MfG und den ideologischen Vorgaben der SED-Parteiführung,die oft die ökonomischen Belange priorisierte, behaupten musste. Das zentrale Kapitel zu den Handlungsfeldern des MfG führt am Anfang Seitenweise  Meldungen über Mängel in Krankenhäusern auf. Die Erfolge der DDR bei der Bekämpfung von Tuberkulose, Masern und Poliomyelitis ( Kinderlähmung) werden gewürdigt. Die Ausführungen zur Impfpflicht  DDR erwähnen auch das die konsequenzen bei Verstößen relativ harmlos waren die Behauptung das die Masern Impfpflicht  nicht  allein am Kindeswohl orientiert gewesen wäre, sondern den volkswirtschaftlich bedeutsamen Ausfall der Mütter hätte vermeiden sollen, sind aus meiner Sicht jedoch höchst fragwürdig. Im Kapitel „Arbeitsmedizin“ muss  ein Vergleich von DDR- und NS-Politik herhalten, indem von einer jeweils angestrebten rücksichtslosen maximalen Ausnutzung der Arbeitskraft gesprochen wird.   Das auch aus meiner Sicht nicht zu rechtfertigende Vorgehen der Politiker*innen der DDR  die für den hohen Krankenstand individuelles mangelndes Klassenbewusstsein  und Bummelei  der einzelnen Arbeiter*innen verantwortlich zu machten mit dem NS zu vergleichen geht zu weit. Unbestritten und deutlich zu kritisieren ist, dass der Schutz der Werktätigen vor berufsbedingten Erkrankungen in der DDR nicht ausreichend in Angriff genommen wurde. Da hilft auch nicht der Hinweis, dass es diese Mängel auch in der BRD gab von einem Sozialistischen Staat erwarte ich da mehr.  Die Behauptung, die betriebsärztlichen „Gesundschreiber“ hätten sich nicht mehr am Wohl der Patient* innen orientiert und wären der maximalen Produktionssteigerung verpflichtet worden, bleibt unbelegt. Auch in diesem Zusammenhang abermals Parallelen zur NS-Zeit zu ziehen  und auf die Eliminierung von leistungsschwachen Menschen im Nationalsozialismus und die Politisierung der Ärzteschaft im Sinne der NS-Ideologie zu verweisen, ist höchst unhistorisch und in seiner Gleichsetzung gefährlich. Den ärztlichen Diskurs zur ärztlichen Aufklärungspflicht und die Praxis des Schweigens und Verschweigens zu einem stalinistisch geprägten ärztlichen Prinzip in der Medizin des Ostblocks zu erklären, ist deutlich überinterpretiert. Die Tendenz, zur schonenden Lüge zu greifen, bestand auch in der Bundesrepublik für lange Zeit und auch in anderen westlichen Staaten. Als überflüssig hab ich das Kapitel zur Darstellung von Ärzten in Film und Fernsehen erlebt.   Erschreckend finde ich wie viele Ärzte die im Faschismus schon aktiv waren auch in der DDR in Amt und würden kamen besonders unwürdig für  einen Sozialistischen Staat empfinde ich es das auch in der  DDR Opfer von Zwangssterilisierungen  nur als Opfer des  Faschismus  anerkannt wurden wenn sie aus politischen oder rassistischen Motiven betroffen waren nicht aber wenn sie aus eugenischen Gründen betroffen waren. es wird noch auf ein paar Themen am Rande eingegangen es werden aber auch einige Themenfelder nicht behandelt z.B wichtige Errungenschaften, wie Reihenuntersuchungen, Mütterberatungsstellen, Krebsregister, und Gemeindeschwestern werden nicht oder nur am Rande thematisiert.

https://inklusion-statt-integration.de/vom-volkskoerper-zum-individuum-eine-rezension/

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