Alle behindert! Eine kritische Inhaltsanalyse dieses Kinderbuches

Warum das Kinderbuch „Alle behindert!“ aus dem Klett Kinderbuchverlag gut gemeint aber sehr schlecht gemacht ist. Das Ziel dass, durch Monika Osberghaus und Horst Klein mit dem Buch verfolgt wird, Menschen mit Beeinträchtigungen nicht mehr als Anders zu markieren ist gut gemeint den von den Autor*innen gewählten Ansatz halte ich für misslungen. Auf  dem Cover  steht groß und in Rot der Titel „Alle behindert!“ Das Ganze ist nicht als Frage formuliert, sondern mit Ausrufezeichen versehen. Es folgt der Untertitel, der wie folgt lautet:
„25 spannende und bekannte Beeinträchtigungen in Wort und Bild.“ 
Ja was denn nun soll es um behinderte Menschen bzw Kinder gehen, oder sollen die bekanntesten Beeinträchtigungen vorgestellt und erklärt werden? Spätestens seit der UN Behindertenrechtskonvention von 2009 sollte beeinträchtigt und behindert nicht mehr als Synonym verwendet werden! Denn in der Konvention steht dazu folgendes in Artikel 1 Satz 2: „Zu der Gruppe von Menschen mit Behinderungen zählen Menschen die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.” Also das heißt, dass ein Mensch mit Beeinträchtigung auf Barrieren stoßen muss, um zu einem behinderten Menschen zu werden, also durch einen gesellschaftlichen Akt der Ausgrenzung. Die innere Struktur des Buches ist folgendermaßen: auf 25 Seiten werden 25 Kinder mit 25 verschiedenen Beeinträchtigungen vorgestellt. Um dem Anspruch, „es ist normal verschieden zu sein“, gerecht zu werden, gibt es zu jedem der Kinder einen Steckbrief, wobei die Beeinträchtigung des Kindes nur eine Eigenschaft von vielen ist. Im Buch werden keine Barrieren benannt, es wird also der  Anteil, den die  Gesellschaft daran hat, dass Menschen mit Beeinträchtigungen zu behinderten Menschen werden, nicht betrachtet. Dass im Buch alle Beeinträchtigungen in den Steckbriefen auch noch als Behinderungen benannt werden, macht das Ganze besonders ärgerlich. Ein weiterer Punkt, der mich an der inneren Struktur des Buches stört, ist, dass Beleidigungen und Spitznamen, mit denen die Kinder belegt werden, unter einem Punkt im Steckbrief stehen. Unerträglich ist jedoch,  dass der Anspruch „es ist normal verschieden zu sein“,  dazu führt,  dass Eigenschaften  wie z.B. Angeber, Mitläufer, Tussi (sexistisch) Helikopterkind (gemeint ist ein Kind von besonders umsorgenden Eltern) Rüpel, Schüchternheit, Essensnörgler, Hochbegabung, und Dick, als Beeinträchtigung genannt werden, ich halte das für hochgradig problematisch leider gibt es diesen Trend auch real denn ohne dass es wirklich mehr Kinder mit Beeinträchtigungen an Regelschulen gibt, stieg dort der Anteil an Inklusionskindern, weil vielen Kindern die früher als nichtbeeinträchtigt galten jetzt den Stempel zu inkludieren verpasst bekommen. Die Schüler*innenzahlen an Sonderschulen sanken jedoch nicht, weil die dort segregierten Kinder als nicht inkludierbar deklariert werden. Ich kann für das Buch „Alle behindert!“ nicht empfehlen

Inklusion statt Integration

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