Leichte Sprache eine Roman Rezension von Cristina Morales

2022 ist der Roman „Leichte Sprache“, Originaltitel „Lectura Facil“ = Leichte Lektüre, von Cristina Morales bei Matthes & Seitz erschienen. Vom Spanischen ins Deutsche wurde er übersetzt von Friederike von Criegern. Das Buch hat 409 Seiten und kostet 25.-€.

Barcelona ist Handlungsort des Romans Leichte Sprache. Die Hauptprotagonistinnen  sind vier Frauen, die alle eine Lernbeeinträchtigung haben. Schwerpunkt des Buches sind die gesellschaftlichen Strukturen, die aus beeinträchtigten Menschen behinderte Menschen machen. Orte der Handlung sind eine betreute Wohngemeinschaft, eine besetzte Wohnung, die Treffen im autonomen Zentrum „Ateneo”, die Treffen der Okupa-Gruppe, Tanzstunden und Gerichtstermine.  

Der erste Strang des Buches dreht sich um die Besetzung einer Wohnung durch eine der Protagonistinnen. Die Besetzung führt sie mit  Hilfe einer ihrer Cousinen und einer Gruppe Anarchist*innen durch, dabei kommt es zu einer Eskalation mit der Staatsmacht.

Der zweite Strang des Buches handelt von den Tanzstunden einer der Protagonist*innen. Die Protagonist*innen dieser zwei Stränge gehen regelmäßig auf das Plenum der Anarchist*innen, welche die Besetzung mit-durchführen. Während der Plena vor allem bei der, wo die zwei der Hauptprotagonist*innen nicht anwesend sind und die Eskalation mit der Staatsmacht droht, wird deutlich, dass auch Anhänger*innen der der Radikalen Linken hier Anarchist*innen teils in sehr paternalistisch-bevormundenden Mustern gegenüber behinderten Menschen denken.

Der dritte Strang des Romans dreht sich um eine der Protagonistinnen, die ihre Biographie in Form eines Fortsetzungsromans in einer poetischen Form der Leichten Sprache verfasst und in einer WhatsApp-Gruppe veröffentlicht.

Der vierte Strang dreht sich um eine Gerichtsverhandlung, in der über die Entmündigung einer der vier Protagonist*innen verhandelt wird und in der die vierte Protagonistin eine Aussage macht. Ich persönlich hätte den vierten Strang nicht gebraucht 

Aus meiner Sicht ist der Titel des Romans missglückt, denn der Roman ist nicht in Gänze in Leichter Sprache verfasst. Dadurch besteht die Gefahr, dass der Titel zum Hohn gegenüber Menschen mit Lernbeeinträchtigungen werden könnteWarum sich die Autorin die Diagnosen für ihre Protagonist*innen teilweise ausgedacht hat und nicht auf reale Beeinträchtigungen zurückgreift, bleibt ihr Geheimnis. Der Roman vermittelt neben der Haupthandlung einen kleinen Einblick in die Befindlichkeiten spanischer Anarchist*innen auch in Bezug auf Kommunist*innen. Wirklich problematisch finde ich die Faschismusanalyse der einen Hauptprotagonist*in. Denn da gibt es dann auch so etwas wie „Linke Faschisten“ z.B. Lenin und Trotzki nur, weil sie auch für eine staatlich verfasste Macht standen. Dieser Antikommunismus nervte mich massiv. Auch der Spanisch-Katalonische Konflikt wird immer wieder im Roman angedeutet. Gelungen finde ich die Kritik an Pablo Pineta sowohl inhaltlich als auch formal. Die Kritik ist im Roman in Form eines Zines¹ abgedruckt was von einer der Protagonistinnen entworfen wurde https://de.wikipedia.org/wiki/Pablo_Pineda Ich kann mir aber vorstellen dass diese Kritik einigen behinderten Menschen sauer aufstößt  weil sie von einer nichtbehinderten Autorin stammt und Pineda ein Mensch mit Down Syndrom ist. Der Autorin könnte deshalb unterstellt werden, ihre Privilegien nicht ausreichend gecheckt zu haben. Sehr gut, weil offen und explizit, wird der Sex der Protagonist*innen dargestellt. Sexualität von behinderten Menschen ist noch viel zu oft ein Tabu.

Extrem negativ fällt mir die negative Darstellung von Sexarbeit und Sexarbeiter*innen im Roman auf, da unterscheiden sich die Diskurse in Teilen der Deutsche und Spanische Linken leider nicht.

Das Buch ist ein guter literarischer Einstieg, um die Kämpfe der Behindertenbewegung und der radikalen Linken zusammen zu führen und sollte in jedem Buchregal links orientierter Menschen stehen. auch in kommunistischen. Besonders stark müssen bei der Lektüre Trotzkist*innen sein, den Trotzki wird als Anarchistenmörder bezeichnet.

Ich empfehle das Buch  Leichte Sprache   sehr

 

1.Zines sind kleine, selbst gedruckte Hefte. Sie können zu jedem Thema sein und sind eine großartige Möglichkeit, Ideen und Informationen auszutauschen.

Leichte Sprache

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