19. Oktober 2024 erschien im ohneohren Verlag die Science Fiction Anthologie Psyche mit Zukunft: Sieg über die Finsternis in mir, herausgegeben von Jol Rosenberg in diesem Buch sind noch weitere 16 Autor*innen, mit 19 Kurzgeschichten, vertreten diese handeln unter anderem von Fortschritt, neuen Technologien, Künstlicher Intelligenz und Wohnen im Weltraum. Die Hauptprotagonist*innen in den einzelnen Geschichten haben die unterschiedlichsten psychischen Erkrankungen sowie Neurodivergenzen es geht unter anderem um Depression, ADHS, Phobien, Hypersensibilität, Posttraumatische Belastungsstörung, Zwänge, Burnout und Psychosen. InPsyche mit Zukunft sind aus meiner Sicht einige gute und Geschichten. Die aus meiner Sicht besten Geschichten des Buches sind die folgenden drei.
„Der Hobby-Friedhof“ von Lee Doubleuzeigt eine Zukunft, in der ADHS mittels Technologie ausgeglichen werden kann: Es gibt extra Jobportale, für Menschen mit ADHS nach dem Unternehmen verstanden haben, wie sie die Arbeitskraft von Menschen mit ADHS für sich am effektivsten ausbeuten können. Wohnungen sind auf die Neurodiversität abgestimmt: Herdplatten schalten sich automatisch ab, überall gibt es Displays mit piependen Erinnerungen. Medikamente gibt es allerdings nicht mehr, weil neurotypische Menschen diese zur Leistungssteigerung missbraucht haben, nach dem der kapitalistische Konkurrenzkampf zur absoluten Überforderung bei ihnen führte. Während Protagonist*in Nino (genderfluid, mit wechselnden Pronomen) darunter leidet, dass es keine Medikamente mehr gibt, hat Ninos Oma ihren ganz eigenen Weg gefunden, mit ihrer Neurodiversität klar zukommen. Ein Text, der Einblicke in den ADHS-Alltag gibt und zeigt, dass nicht jede Problemlösung auf alle Menschen passt. Der Text zeigt aber auch, dass vollständige Inklusion neurodivergenter Menschen im Kapitalismus nicht möglich ist. Leider bleibt der Text aber innerhalb kapitalistischer Strukturen verhaftet.
In „HHH“ erhält Protagonist*in Luan, der mit Depression lebt, eine 3-H-Einheit. Als Assistenz für den Alltag (ähnlich humanoide Roboter soll dafür sorgen, dass Luan rundum glücklich und zufrieden ist, Der Roboter funktioniert perfekt, trotzdem steigt das Glücksbarometer von Luan nicht. Die Entwicklerfirma entscheidet sich fast dazu, den Roboter abzuschalten, das kann von Luan, einer Freundin und dem humanoiden Roboter selbst abgewendet werden. Es ist fast schon rührend und niedlich, wie der humanoide Roboter zunehmend daran verzweifelt, Luan nicht glücklich machen zu können.
in „Götter des verschobenen Teppichs“ von Alessandra Reß geht es um Olivia und ihre Haus KI Lier Olivia lebt mit einer Zwangserkrankung da ihre Zwangsstörung zu einem Verhalten führt, das für Lier nicht nachvollziehbar ist versucht Olivia ihr Verhalten zu erklären und erfindet eine Religion den sogenannten Marottismus um Lier die Haus KI dazu zu bringen, sich nach ihren Zwängen zu richten. Das geht natürlich schief da sich Lier die Haus KI zu einem religiösen Eiferer des Marottismus entwickelt und jeden Fehler maßregelt. Als Lier leicht eskaliert, wendet sich Olivia vom Marottismus ab. Auch wenn nicht klar wird warum für eine Künstliche Intelligenz religiöses Verhalten nachvollziehbarer sein soll als Verhalten das aus einer Zwangshandlung resultiert. ist der Text sehr gelungen humorvoll ohne sich über zwangserkrankte Menschen lustig zu machen..
Vor jeder der Kurzgeschichten gibt es einen kurzen biographischen Hinweis zu den jeweiligen Autor*innen und eine Inhaltswarnung mit Inhalten die die Leser*innen triggern könnten. Psyche mit Zukunft – Sieg über die Finsternis in mir hat mich nur bedingt überzeugt